Mitten in Wolfratshausen:Frische Floskeln im Angebot

Manches sollte selbstverständlich sein, ist es aber nicht

Von Barbara Briessmann

Übertreibungen gehören zur Werbung. Da wird alles noch schöner als schön dargestellt, noch billiger als günstig, noch edler als elegant, noch vorzüglicher als lecker und natürlich besser als irgendwo anders. Klappern gehört schließlich zum Handwerk, da ist auch die Stadt an der Loisach keine Ausnahme. Wenn das Handwerk allerdings mit Lebensmitteln zu tun hat, dann wird das Anpreisen der Waren in vielen Fällen zum Ärgernis. Das Wort, das Verwunderung und Wut auslöst: frisch.

"Heute frischer Fisch" zum Beispiel. Darunter müsste, um die ganze Wahrheit zu erzählen, auf der Tafel stehen: "Morgen alter Fisch". Tut es aber nicht. "Frisch eingetroffen" ist auch so eine Floskel. Wer glaubt denn, dass vergammelte Ware angeliefert wird? Na ja, obwohl, bei so manchem Lebensmittelskandal...

Doch das führt weg vom Thema: der Frische, mit der Kunden angelockt werden sollen, obwohl diese Frische eigentlich selbstverständlich sein sollte. Wer geht denn schon in eine Metzgerei und verlangt "frische Gelbwurst" oder "frische Hähnchenbrust", als ob die mit Salmonellen auch zur Auswahl stünde.

Ehrlicher geht es beim Bäcker zu. Eine "frische Breze" meint, dass sie noch warm vom Backofen ist. Und deutlich weisen Schilder auf "Brot und Gebäck vom Vortag" hin. Sozusagen "in alter Frische".

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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