So eine Friedhofsgärtnerei hat es gewiss nicht leicht. Muss sich langfristig Aufträge sichern, weil es sich doch um ein diesseitiges und mithin den allgemeinen Wirtschaftszwängen ausgesetztes Unternehmen handelt. Andererseits muss so ein Gärtner branchenbedingt an das letzte große Tabu rühren: den Tod. Da heißt es denn, die Balance zu wahren zwischen der Pietät und einer leider notwendigen Bereitschaft zum offensiven Werbetext, der dem Adressaten auf möglichst weltliche Weise vermittelt, dass das Tot- und Begrabensein doch auch Spaß machen kann. Zumindest denen, die sich dank Bestattungsversicherung ihr subterranes Plätzchen auf dem Gottesacker gesichert haben.
Den verbalen Spagat zwischen hüben und drüben, zwischen Lust und Gruft, hat jetzt die mit der Pflege unseres Familiengrabs beauftragte Gärtnerei in einer Broschüre stilistisch vorbildlich gemeistert: "Grabpflegevorsorge - die Ruhe sollten Sie sich gönnen." Ist da etwa die ewige oder doch die irdische Ruhe, vulgo Gemütlichkeit gemeint, während andere mit Laubrechen und Gießkanne in Richtung Friedhof losziehen? Oder vielleicht sogar beide? Schließlich gehört der Tod doch zum Leben, wie wir gelegentlich von aufgeklärten Lebenden erfahren. Oder von Epikur, der behauptet, dass man sich um den Tod nicht zu scheren brauche, weil er ja nicht da sei, solange man lebe, und sobald man nicht mehr lebe, man ja keine Gelegenheit mehr habe, ihn, den Tod, zu fürchten.
Am besten, man meistert diese unauflösbare Polarität von Dies- und Jenseits wie unser Gärtner mit einer Prise werbewirksamer Ironie, mit einem wienerischen Augenzwinkern, das den Verblichenen begleitet auf seinem letzten Weg nach Simmering, wahlweise Nantwein. So muss es sein. Nicht nachdenken über das eigene, sichere Ende, sondern über die aktuelle Frühjahrs-Grabbepflanzung, die gerade in diesen Wochen besonders günstig im Angebot ist.