Sie sind regelrecht süchtig nach Gerechtigkeit, die Zuschauer von Barbara Salesch und Alexander Hold. Echte Juristen spielen in den Pseudo-Doku-Shows Juristen, Laiendarsteller versuchen sich mehr oder weniger überzeugend in den Rollen von Ganoven und Opfern. Es ist ein schleichender Prozess, dass manchen Justiz-Junkie die Rechtsprechung im Fernsehen irgendwann langweilt. Dann sucht er das echte Verbrechen - und landet in öffentlichen Verhandlungen, im Amtsgericht Wolfratshausen etwa.
Doch bevor er sich Auge in Auge mit Anklage, Angeklagtem und Richter befinden darf, muss er sich am Eingang ausweisen, filzen lassen. Erst wird die mitgebrachte Tasche durchwühlt, die Jacke durchsucht, die Person gescannt und abgetastet. Und wehe, es piepst . . . Potenzielle Waffen wie Taschenmesser oder Korkenzieher kommen in einen Umschlag und können beim Verlassen des Gebäudes wieder mitgenommen werden. Am Amtsgericht Wolfratshausen wird die Sicherheit ganz groß geschrieben.
Nach Diebstahl, Trunkenheitsfahrten, Körperverletzungsdelikten und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist es dann irgendwann genug mit dem Strafrecht. Der einstige Fernsehsüchtige sucht neue juristische Herausforderungen. Vor seinem Besuch beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof hat er noch einmal alle Taschen auf verdächtige Gegenstände untersucht. Wenn die es in Wolfratshausen schon so genau nehmen, wie wird dann wohl die Kontrolle in München sein?
Vollkommen clean tritt er an die Sicherheitsschranke. Nach spitzen Gegenständen gefragt, verneint der Prozess-Gast. Die Jacke könne er anlassen, heißt es freundlich. Dass es piepst, als er durch die Schranke tritt, mache nichts. Und schon ist er drin im Sitzungssaal eins, fernab vom geliebten Strafrecht.