Mitten in Wolfratshausen:Die Leopardin ohne Schuhe

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Umziehen ist immer so eine Sache. Auf jeden Fall bringt so ein Wohnungswechsel manche Menschen an den Rand der Verzweiflung. Frauen besonders

Von Barbara Brießmann

So spöttelt Dieter Nuhr: "Damenschuhe entsorgen, das ist wie einer Leopardin ihr Junges entreißen." Nein, ist es nicht. Es ist viel schlimmer. Eine junge Frau erfuhr das jetzt am eigenen Leib. Sie muss umziehen. Schon allein diese Tatsache ruft meist körperliche und seelische Qualen hervor. Sieht sich die Geplagte doch Bergen von Dingen gegenüber, die sich in einigen Jahren angesammelt haben.

"Wegwerfen", rät ein Freund. "Du hast das all die Jahre nicht vermisst, wirst es also auch in Zukunft nicht tun." Leicht gesagt, wenn sich beim Ausmisten so manches Erinnerungsstück wiederfindet. Schweren Herzens hat sich die Frau von haufenweise Kleidung getrennt. Alles passt noch, aber dennoch zieht sie es seit Jahren nicht mehr an. Na gut, ran an die Schuhe. Nach dem Motto "Augen zu und durch" wird entsorgt. Alles, was eigentlich gedrückt hat oder unbequem war oder inzwischen unmodern ist - weg damit. Da kommen schon ein paar Säcke im Flur zusammen.

Der Rest ist überschaubar und kann sich wirklich sehen lassen. Die allerbesten Lieblingsschuhe - perfekte Passform und Schönheit - stellt die Frau gut sichtbar in die Diele neben die Säcke. Bis zum Tag X, bis die Möbelpacker anrücken. Sie wollen erst entrümpeln, Müll und Altkleider entsorgen. Deswegen greifen sie sich wirklich alles, was im Flur steht, besser gesagt, stand. Denn ruckzuck waren drei Paar prima Lederstiefel und zwei Paar super Sandalen auch verschwunden - in einem Müllcontainer. Unauffindbar. Unwiederbringlich. Ein Missverständnis. Jetzt weiß der Umzugsunternehmer ganz unmissverständlich, was die wahre Wut einer Frau ist. Vermutlich hätte er es lieber mit einer Leopardin zu tun gehabt.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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