Mitten in Wolfratshausen:Der Bademantel der Inspiration

Über den Horror vacui und wie einem doch etwas einfällt

Von Barbara Briessmann

An manchen Tagen fehlen einem die Antworten. Was soll ich anziehen? Das entscheidet sich schnell, weil die S-Bahn nun mal nicht wartet. Was gibt's zum Essen? Die Familie blickt erwartungsvoll, eine Antwort bekommt sie nicht. Mama hat nämlich keinen blassen Schimmer. Zur Inspiration wird der Supermarkt aufgesucht, ratlos auf Gemüse, Fleisch und Fisch geblickt, wird abgewägt, wer von den Lieben was mag und wer was nicht. Am Ende kommt das Übliche auf den Tisch, ein Gericht, das allen schmeckt.

An manchen Tagen ist es mit dieser Zeitungskolumne wie mit dem Kochen. Erwartungsvoll schaut einen der Chef an und wünscht sich einen Text. Doch im Kopf herrscht Leere. Also muss das alte Rezept herhalten: Die Themen liegen auf der Straße. Nichts wie raus! Doch weder im Unter- noch im Obermarkt liegt etwas, über das sich zu schreiben lohnen würde.

Glücklicherweise weiß man seit dem Starkbieranstich in Wolfratshausen wieder, dass man mit dem Horror vacui, der Angst vor dem leeren Blatt, nicht allein auf der Welt ist. Auch den Singspiel-Schreibern ging es offenbar so. Zwar hatten die, so berichteten sie, eine Menge Ideen. Doch so richten zünden habe keine gewollt. Da hätten sie sich vertagt. Das aber ist glatt gelogen. Denn das Singspiel am Freitag gelang prima, es war keineswegs das übliche wie immer, schmeckte aber, und auch die Kleidungsfrage hatten die Schreiber hervorragend und mutig gelöst. Schwimmreifen und Bademantel! Was für eine Inspiration!

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: