Mitten in Wolfratshausen:Auto zu verschenken

So manche Bequemlichkeit kann einladend sein - auch für das falsche Klientel

Von Cornelius Zange

Im Wolfratshauser Ortsteil Farchet leben augenscheinlich die ehrlichsten Menschen des Landkreises, oder die großzügigsten, je nachdem, wie man folgende Episode betrachtet: Da stand neulich vor der Sparkassenfiliale ein Wagen mit laufendem Motor. Der Schlüssel steckte zum Abfahren bereit, nur von dem Eigentümer fehlte jede Spur. Gut möglich, dass der nicht nur den Motor vergessen hatte, sondern auch das Schild mit der Aufschrift "Zu verschenken". Denn dass jemand so gedankenlos ist und sich nicht einmal die Zeit nimmt, das Auto anständig zu parken, während er schnell in die Bank springt, um etwas zu erledigen - das kann ja nun wirklich nicht sein, oder?

Da erscheint es doch wesentlich plausibler, dass der Besitzer auf den Geschmack des S-Bahn- und Busfahrens gekommen war und den Wagen schlicht loswerden wollte. Um jeden Zweifel auszuräumen, dass das Auto tatsächlich zu verschenken war, ließ er den Motor an: Der verlockende Benzingeruch und das einladende Rattern machten jeden, der vorbeiging, sofort auf das rollende Geschenk aufmerksam. Der Plan aber ging nicht auf: Weil die Farcheter letztlich eben doch zu ehrlich sind, um so ein Geschenk anzunehmen.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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