Mitten in Wolfratshausen:Aha, Oma

Wenn sich das Alter nicht mehr verbergen lässt . . .

Von Claudia Koestler

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da schützt es auch nicht mehr, zu betonen, dass man eine Frau ist: Das Thema Altern lässt sich nicht mehr vermeiden. Bislang hatte man die Tatsache, dass unerwarteterweise auch das eigene Alter fortschreitet, nur an kleinen Alltagsphänomenen festmachen können: Dass die Post immer öfter vom Finanzamt kommt statt von Verehrern. Dass sich die Tiegel und Töpfchen im Badezimmer heimlich, still und leise vermehren. Dass Arbeitswut und Abgabetermine immer dringlicher zusammenfinden. Und dass man plötzlich jedes Auf- und Niedersetzen mit einem hörbaren Seufzer begleitet, vor allem am Ende eines langen Arbeitstages.

Man mag, sagt der Volksmund, so alt sein, wie man sich fühlt. Dieses gefühlte Alter bedingt aber auch immer das Umfeld. Und hier gilt: Augen auf bei der Wahl des Umfeldes! Sonst geht es einem so wie kürzlich einer Arbeitskollegin. Sie kam frisch parfümiert zu einer Sitzung, Duftwolken umstoben sie, was den nächstgelegenen Gemeinderat dazu verführte, zu fragen, was er denn da an der Kollegin erschnüffle. "Roma", antwortete sie. Doch der Gegenüber verstand wohl eher das, was er verstehen wollte: "Aha, Oma ...", murmelte er.

Das erinnert an einen mindestens ebenso missglückten Dialog auf einem längst vergangenen Termin, nämlich einer Versammlung des örtlichen Alpenvereins in einer Gaststätte. Nachdem man die Bedienung gefragt hatte, wo dieser denn tage, kam sie kurz darauf an den Tisch, blickte erst in die Runde und fragte dann die Zeitungsschreiber vertraulich und vorsichtig flüsternd:"Was machen die denn da so, im Altenverein?"

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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