Mitten in Wolfratshausen:Ab nach Venedig

Das ist immer eine Nachricht wert: In der Flößerstadt weisen die Dinge wieder in die richtige Richtung

Von Claudia Koestler

Bei Grün, da darf man geh'n, bei Rot, da bleibt man steh'n! Wie man sich an einer Fußgängerampel verhält, lernt man als Kind. Ganz so einfach, wie es scheint, ist es dann aber doch nicht. Zumindest nicht, wenn man alt genug für ein Rad ist und Straßenschilder dazukommen, die einem sagen, wo es langgeht. Und diese auch noch in Wolfratshausen stehen.

Zwar ist es generell ein beliebter Freizeitratsch, sich über den Schilderwald in der Ortschaft X oder dem Städtchen Y zu beschweren: Zu viel, zu unübersichtlich. In Wolfratshausen aber, für seine ungewöhnlichen Wege eher im politischen Bereich bekannt, ist weniger der Schilderwald an sich ein Problem. Stattdessen führen die Schilder nämlich selbst in den Wald.

So war das Hinweisschild für den München-Venedig-Radweg, seit Sommer prominent zwischen Loisachufer und Rathaus positioniert, verkehrt herum montiert: Nach Venedig ging es gen Norden, nach München in den Süden. Vielleicht eine Freud'sche Fehlleistung, schließlich gilt München als nördlichste aller italienischen Städte. Oder aber ein intuitiver Hinweis darauf, dass der sagenumwobene Polwechsel in Wolfratshausen bereits vollzogen ist? Wie dem auch gewesen sein mag, jetzt hat das Schild den richtigen Dreh: Per Aufkleber weist das Schild nun in den herkömmlichen Himmelsrichtungen gen Venedig und München. Und dass in Wolfratshausen etwas den richtigen Weg weist, ist immer eine Nachricht wert.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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