Mitten in Schäftlarn:Wettbewerb in allen Lebenslagen

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Die Leistungsgesellschaft macht auch vor den Hobbygärtnern nicht Halt

Kolumne von Katharina Schmid

Das Dasein in einer Leistungsgesellschaft ist nicht leicht. Wer ist schöner, schlauer, sportlicher? Das fing an, als wir als Kinder die ersten Wettrennen über die Wiese veranstalteten. Wurde ernst, als es beim Sportfest in der Schule plötzlich hieß, reicht's zur Ehren- oder wird's nur die Teilnehmerurkunde. Wurde zur Qual, als wir im Malwettbewerb von den Lehrern getriezt wurden, damit das Siegerbild auch ja aus der richtigen Klasse kam. Und es hört einfach nicht auf. Wäre irgendwie ja auch schade, beweist der homo sapiens doch seine Gehirnleistung und Kreativität auch und gerade beim Erfinden von immer neuen Wettbewerben.

Jedem Hobbygärtner dürfte deshalb schon im Winter ganz heiß werden, wenn er sich ein Blumenkonzept für das Frühjahr überlegt. Schließlich gilt in den Sommermonaten in Städten und Gemeinden landauf und landab nur noch eins: Wer hat den Schönsten? Den schönsten Blumenschmuck nämlich, vor dem Fenster, auf dem Balkon, im Vorgarten. Man munkelt, dass auch in Schäftlarn das Wettbewerbsfieber schon steigt, der Blumenschmuckwettbewerb 2018 steht bevor. Besonders wirkungsvoller, vorbildlicher Blumenschmuck soll ausgezeichnet werden, heißt es in der Bekanntmachung des Rathauses. Vorbildlicher Blumenschmuck? Was genau ist jetzt das? Auch darauf gibt das Rathaus Antwort. Üppigkeit der Blumenfülle und deren Pflegezustand zum Beispiel machen diese Vorbildlichkeit aus und sind zwei der Kriterien, nach denen bewertet wird.

Selbstredend, kein Wettbewerb ohne Hintergedanke. In Schäftlarn wird der ganz offen kommuniziert. Der Bewerb soll der Ortsverschönerung dienen. Weil wer weiß schon, ob ohne Wettbewerb nicht plötzlich all die fleißigen Gärtner auf ihre Blumen verzichten würden. Ein tristes Bild würde das geben. Und wer würde sich schon erdreisten und glauben, dass sich all die Gärtner ihre Mühen zur eigenen Freude antun. Ein Wettbewerb zum Ansporn ist hier bitter nötig.

Übrigens, angemeldet werden darf in Schäftlarn nur derjenige Balkon- und Fensterblumenschmuck, der von der Straße aus gut sichtbar ist. Wie es hinterm Haus aussieht, das ist der Jury offenbar egal. Hauptsache vorn rum stimmt das Ortsbild. Wer seine Blumen jetzt noch zu Hochleistungen anspornen will, der sollte sich sputen. Letzter Anmeldetermin ist der 31. Juli. Dann wird der Schäftlarner Blumenschmuck der Vorbildlichkeitsprüfung unterzogen.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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