Mitten in Schäftlarn:Engagement ohne Schranken

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Die Störung am Bahnübergang Ebenhausen hätte gefährlich werden können - wenn nicht eine couragierte Bürgerin eingegriffen hätte

Von Reinhard Szyszka

Wer am vergangenen Samstagabend beim Bahnhof Ebenhausen die S-Bahn-Gleise überqueren wollte, bekam seltsame, irritierende Lichtsignale zu sehen. Stand da doch mitten auf der Straße eine Frau, bewegte eine Taschenlampe hin und her und regelte den Verkehr. Eine Polizistin? Keineswegs; die Dame trug ganz normale Zivilkleidung. Ein Streich, Amtsanmaßung gar? Weit entfernt davon!

An diesem Abend versagte die Schranke am Bahnübergang ihren Dienst. Die Frau kam todmüde von ihrer Arbeit und wollte eigentlich nur noch nach Hause, als ihr auffiel, dass da der fahrbereite Zug stand, die Schranke aber offen war. Was also tun? Ohne einen Augenblick zu zögern, schaltete die Dame ihre Taschenlampe ein und hielt die Autos und Fußgänger an. Erst als niemand mehr auch nur in der Nähe der Gleise war, gab sie dem Lokführer ein Zeichen zur Weiterfahrt. Fast eine Stunde verharrte die Frau an der Schranke, passte S-Bahnen aus beiden Fahrtrichtungen ab und sorgte dafür, dass nichts passierte. "Ich hätte zu Hause kein Auge zugetan, wenn ich einfach weitergegangen wäre," erklärte sie. In der Zeit zwischen zwei Zügen setzte sie auf ihrem Handy einen Notruf ab und verständigte die Polizei über die Gefahr. Dann aber kam schon wieder der nächste Zug, und die Dame sicherte wieder mit ihrer Taschenlampe den Verkehr. Fast alle Autofahrer reagierten freundlich und verständnisvoll; einige bedankten sich sogar.

Das Problem löste sich schließlich, als die Frau sah, dass sich die Züge mit besonderer Vorsicht an den Übergang heranpirschten. Offenbar war die Störung mittlerweile beim MVV bekannt; die Dame verließ ihren Posten und fuhr beruhigt nach Hause. Ohne ihren Namen zu hinterlassen; Dank und Ehre will sie nicht. So bleibt nur, der unbekannten Frau für ihre Eigeninitiative die höchste Anerkennung zu zollen. Solche Menschen, die ohne viel Federlesens anpacken, wenn Not am Manne ist, machen einfach Mut.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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