Mitten in Penzberg:Von der Last des Gelben Sacks

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Alle reden von der Tüte - aber niemand von der Last, die man damit haben kann.

Von Ingrid Hügenell

Eine Freundin, die kürzlich aus dem Landkreis nach Penzberg umgezogen ist, hat jetzt den Gelben Sack. Damit ist sie erstaunlicherweise gar nicht glücklich. Zum einen, weil das Ding zwischen den Abholterminen wochenlang in ihrer Wohnung vor sich hingammelt. Zum anderen, weil immer dann, wenn sie den Sack zur Abholung hinausgestellt hat, ein großer Wind aufkommt, der das dünne gelbe Plastik zerreißt. Sie schwört, dass das wirklich immer so ist und schildert das Ergebnis sehr anschaulich. Und sie mag den Plastikkram hinterher nicht aus Sträuchern, Bäumen und von der Wiese klauben.

Abgesehen von den praktischen Problemen hat sie aber auch noch ein weiteres, viel gravierenderes: Sie habe, sagt sie, das Gefühl, gar nicht mehr korrekt Müll zu trennen! Der gewohnte längere Aufenthalt an der Wertstoffinsel fehle ihr. Nach ihrem Eindruck entsorge sie nicht mehr richtig.

Ein schlechtes Gewissen wegen des Mülls hat auch eine Kollegin. Das überkommt sie immer dann, wenn sie einen Tetrapak öffnet. Denn den kleinen, inneren Plastikverschluss werfe sie in den Restmüll. Man ist ob dieser Beichte ebenso fassungslos wie verständnisvoll, denn das kleine Ding an der Wertstoffinsel aus all den anderen Wertstoffen rauszufingern, das findet sie eklig. Sie wiederum hätte für diesen kleinen Verschluss gerne einen Gelben Sack.

Man erkennt schon: Plastikabfälle sind nicht nur für die Umwelt ein Riesenproblem, sondern auch fürs Gewissen. Und nicht nur die. Denn wie entsorgt man eigentlich korrekterweise einen Teebeutel? Der Beutel selbst samt Inhalt kann natürlich auf den Kompost, respektive in den Biomüll, sofern es sich nicht um einen dieser High-Tech-Pyramiden-Kunststoffbeutel handelt, die man aus Müllentsorgungsgründen besser gar nicht erst kauft. Das Papieretikett, logisch, gehört in den Papiermüll, das Aluklämmerchen zu den Metallen. Was aber tun mit dem Fädchen?

Das ist ja wohl aus Baumwolle und bietet daher eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Man könnte es in die Altkleidersammlung geben, wobei unwahrscheinlich erscheint, dass jemand daraus noch einmal einen Pullover häkelt. Im Altpapier könnte es zur Herstellung von neuem Papier dienen. Man könnte es auch auf den Kompost werfen in der Hoffnung, dass es sich nicht als große Gefahr für die dort lebenden Regenwürmer entpuppt, die sich womöglich darin verheddern und elendiglich zugrunde gehen. Nur eines ist gewiss: In den Gelben Sack gehört das Fädchen nicht.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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