Mitten in Lenggries:Zwischen Bächen und Büscheln

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Die ersten Skitourengeher haben das Brauneck für sich. Allerdings hapert es auch am Schnee

Von Benjamin engel

Der moderne Mensch ist ein ungeduldiges Wesen. Alles muss er immer und überall sofort haben. Und wenn es auf natürlichem Wege nicht klappt, hilft er eben künstlich nach. Das gilt für die Heizpilze auf Restaurantterrassen an kühlen Tagen und Nächten genauso wie für Schneekanonen. Die schaffen die weiße Pracht selbst dann heran, wenn es an natürlicher Unterlage fehlt.

Der moderne Skitourengeher ist von solcher Unrast offensichtlich ebenso befallen wie viele seiner Zeitgenossen. Kaum rieseln die ersten Schneeflocken vom Himmel, zieht es ihn bereits hinaus auf die Berge. Schon am Freitagvormittag konnten die ersten im Landkreis ihren Elan nicht mehr bremsen, wie ein kurzer Blick in das Internet-Forum für Skisportbegeisterte "Alpine Auskunft" belegt. Bis Sonntag sind dort schon vier Einträge für den Lenggrieser Hausberg Brauneck zu finden. Ein womöglich zwiespältiges Vergnügen. Lawinengefahr herrscht derzeit zwar nicht. Doch gleich der erste User hat ein größeres Risiko erkannt: "Der Stein ist der Feind." Bei fünf bis zehn Zentimetern Schnee im Tal und etwa 40 Zentimetern auf dem Gipfel am Freitag empfahl er den Griff zum "Steinski" - also einem alten Ski, bei dem es auf ein paar Kratzer mehr nicht mehr ankommt. "Steinski" sind auch die erste Wahl des nächsten Users. Und die Erkenntnis: "Zwei Tage schneien wäre das Minimum, um echten Spaß zu haben." Dazu der ein oder andere quer führende Bach, der ungebremsten Abfahrtsspaß verhindert und harter Kunstschnee. Und ein Dritter einen Tag später am Samstag: "Wenn man den Grasbüscheln ausweicht, von oben bis unten gut fahrbar."

Ob das die Liftbetreiber freut? Die lassen am Brauneck schon einmal kräftig die Schneekanonen laufen. Denn pünktlich am 5. Dezember soll dort die Skisaison eröffnen. Und mit den Skitourengehern hatten die Liftbetreiber der bayerischen Skibergen wie dem Brauneck stets ihre Probleme. Manche hätten sie am liebsten pauschal ausgesperrt. Mindestens bis kommenden Samstag haben die Skitourengeher das Brauneck noch allein für sich. Und vielleicht die Erkenntnis: Manchmal muss man sich gedulden, um richtig Spaß zu haben.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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