Zu den ungeschriebenen Verhaltensregeln gehört es ja, Körpergeräusche in der Öffentlichkeit auf ein Minimum zu reduzieren. Zum Beispiel wird anhaltendes Husten im Konzertsaal allgemein als störend empfunden. Nicht anders verhält es sich, wenn die Geräusche zu Hause erzeugt werden. Jetzt, da die Tage kürzer und kälter sind, erlebt mancher ein verstärktes Auftreten nachbarlicher Töne. Da wird man plötzlich gewahr, dass nebenan doch vier Kinder leben, die allesamt niesen und sich schnäuzen. Gesundheit!
Akzeptierter ist da der gemeine Schluckauf. Und der kann tatsächlich auch überraschende Nebenwirkungen haben. Zum Beispiel jüngst beim Schwimmen im Lenggrieser Hallenbad. Als Schüler ist man dort noch von der Sportlehrerin traktiert worden, weil man nie schnell genug war. Das hatte sich zwar später geändert, als man öfters in Island schwimmen ging: Das heiße Wasser der Quellen erzeugt dort so einen Dampf, dass man in dunklen Novembernächten zwar mollig warm, aber wie im Nebel schwimmt. Und durch die graue Wand schallte es per Megafon vom Beckenrand in harschem Wikingerton: "hraðar, hraðar", zu deutsch: "schneller, schneller". Andere Länder, andere Sitten? Mindestgeschwindigkeiten im Wasser? So angeschrien, äh, motiviert, pflügte man tatsächlich in persönlicher Bestzeit durchs Wasser, bis sich der Nebel lichtete und klar wurde: Gemeint waren die Schwimmer der anderen Bahnen - die gerade für Olympia trainierten.
Wie dem auch sei: Seither ist man wieder dem gemütlichen Dümpeln im Hallenbad anheimgefallen. Bis zu jenem Abend in Lenggries, als plötzlich der Schluckauf kam - und der Körper durch die Traktionen ungewohnte Fahrt im Wasser aufnahm. Jeder Hicks ein extra Schwimmzug quasi. Der Kopf blieb zwar aus guten Gründen an der Luft. Aber obacht, Olympia: In Lenggries wird fleißig weiter trainiert - und noch steht Schluckauf nicht auf der Dopingliste!