Mitten in Lenggries:Gefährliche Eindringlinge

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Im Kampf gegen das Springkraut geht eine Lenggrieserin hohe Risiken ein. Die Frau entfernt die Pflanze am Bahndamm. Das ist riskant. Trotzdem lässt sie sich von der Polizei nur mit Mühe vertreiben

Von Benjamin engel

Alles soll so bleiben, wie es ist. Dieser in Gesprächen oft gehörte Satz könnte als Motto für den Kampf gegen die Neophyten dienen. Darunter sind Pflanzenarten zu verstehen, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 nach Europa eingeschleppt wurden. Eine davon, das "drüsige Springkraut", hat sich auch im Landkreis vor allem an Wald- und Straßenrändern festgesetzt. Die ursprünglich aus dem Himalaja stammende, bis zu drei Meter hohe Pflanze verdrängt den heimischen Bewuchs und verändert das Landschaftsbild. Deshalb rufen Naturschutzbehörden und Initiativen seit Jahren zu Aktionen auf, um das Springkraut zu bekämpfen, sprich auszureißen.

Das ruft normalerweise kaum die Polizei auf den Plan. Mit Pflanzen haben die Ermittler meist nur zu tun, wenn sie auf eine Cannabis-Plantage stoßen. Nun hat es eine 73-jährige Lenggrieserin in den Polizeibericht geschafft - durch ihren risikobereiten Kampf gegen die Neophyten. Am Montag wurde eine Streife gegen 17 Uhr alarmiert, weil sich die Frau am Bahndamm beim Lenggrieser Tratenbachweg aufhielt. Die Dame war aber nicht, wie zuerst befürchtet, lebensmüde, sondern rupfte eifrig Springkraut aus. Den Polizisten erklärte sie, sie sei von der "Springkrautinitiative". Die kämpfe zur Erhaltung des Landschaftsbilds gegen das Gewächs. In Lenggries sei sie damit sehr erfolgreich. Allerdings ist es immer gefährlich, sich in der Nähe der Schienen aufzuhalten. Selbst wenn man nicht vom Zug direkt erfasst wird, kann man in dessen Sog geraten. Doch durch diese Argumente der Polizei ließ sich die Seniorin zunächst nicht vom Kampf abbringen. Erst nach langem Zureden entfernte sie sich aus dem Gleisbereich. Jetzt wird sie wegen einer Ordnungswidrigkeit angezeigt. Dass das Springkraut so gefährlich ist, hätte sie bestimmt nicht gedacht.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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