Mitten in Königsdorf:Entschuldigung, lieber Taxler

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Ein falscher Griff, und es war passiert...

Von Claudia Koestler

Es hätte so diskret wie galant laufen sollen, ganz so, wie man es von weltgewandten Anverwandten eigentlich gelernt hat: Ein kleiner Schein, eng gefaltet, wird ganz nebenbei mit den Fingern aus der Hosentasche genommen. Diskret und für Außenstehende unsichtbar in der Handinnenfläche verborgen wechselt das Trinkgeld mit einem Handschlag den Besitzer. Bislang hat diese Technik auch einwandfrei funktioniert. Bis, ja, bis zu jenem vergangenen Wochenende.

Frisch gelandet chauffierte einen der Fahrer eines örtlichen Taxiunternehmens bis vor die heimatliche Haustüre, alles vorab gebucht und bezahlt. Der Mann machte seine Arbeit vorzüglich, weshalb er sich ein Trinkgeld verdient hatte, als er das Auto am Ziel in Königsdorf zum Stehen brachte. Den entsprechenden Geldschein hatte man kurz zuvor schon an der Wolfratshauser Autobahnabfahrt vom Geldbeutel in die Jackentasche wandern lassen. Dort wartete er brav darauf, genommen zu werden und in die Handfläche des Fahrers zu wechseln, während dieser die Tasche aus dem Kofferraum hievte.

Die Hand also griff in die Jackentasche, fühlte nach dem deutlich spürbaren Stück Papier darin, fingerte es heraus und übergab es mit einem jovialen, dankbaren Handschlag an den Fahrer. Alles ganz diskret und ohne einen Blick darauf, ganz so wie immer. Dass der Taxifahrer, bereits wieder im Auto sitzend, irgendwie zögerlich und verwundert wirkte, nahm man so kurz vor der Haustüre nurmehr am Rande wahr. Anderntags aber dann der Schreck. Beim Griff zur Jacke knisterte plötzlich ein Geldschein darin. Jener, den man doch eigentlich dem Fahrer hatte überreichen wollen. Was in aller Welt hatte man ihm da nur stattdessen in die Hand gedrückt? Es wird doch nicht ... ? Doch, es muss wohl noch ein altes Taschentuch in der Jackentasche gewesen sein, das man versehentlich statt des Scheins gegriffen hatte. Ein Anruf im Unternehmen, eine Entschuldigung und eine Trinkgeldnachlieferung später kam der Fahrer doch noch zu seinem Recht. Die Peinlichkeit aber blieb.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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