Mitten in Königsdorf:Ein Ticket nach K. bitte!

Lesezeit: 1 min

Bei der Coolness bleibt das "Önigsdorf" schon mal auf der Strecke

Von Cornelius Zange

Es ist halb vier an einem Samstagmorgen. Der erste Bus steht am Wolfratshauser Bahnhof bereit, um Fahrgäste der sogenannten Lumpensammler-S-Bahn, des letzten Zugs aus München, nach Hause zu bringen. Ein sichtlich vom Alkohol beeinflusster Jugendlicher steigt schwungvoll in den Bus ein. Auf die Frage der Busfahrerin, wohin er wolle, antwortet er kühl: "Nach K (englisch ausgesprochen: Käi)!". Die Busfahrerin wirkt verwirrt, doch bevor sie nachfragen kann, wo denn genau dieses K. sei, schwankt der Jugendliche bereits Richtung Sitzplatz. Eine Gruppe junger Frauen erklärt der Busfahrerin kichernd, dass es sich bei "K" wohlmöglich um Königsdorf handle, und gratuliert dem Burschen voller Bewunderung zu seiner Zeitersparnis von geschätzten 0,1 Sekunden, die es gekostet hätte, an das "K" ein "önigsdorf" zu hängen.

Okay! Oder besser gesagt: Oh K, so ist das also. Oh K, du wunderschöne Gemeinde im bayerischen Alpenvorland. Nicht einmal du wirst nicht von der Hektik des modernen Lebens verschont. Jetzt bleibt schon nicht einmal mehr die Zeit, deinen Namen vollständig auszusprechen. Haben wir nicht genau das so an dir geliebt? Dass das Leben in dir noch nicht allzu hektisch war und noch Momente der Muße bot? Wo soll das nur hinführen? Wenn es so weiter geht, setzen wir uns in K bald nicht mehr ins Café, sondern holen uns einen Coffee To-Go an der Ecke. Wollen wir dann vielleicht auch einen Schweinsbraten To-Go, weil keine Zeit mehr bleibt, gemütlich in die Wirtschaft zu sitzen? Und was wird, wenn diese Hektik auch auf die umliegenden Orte übergreift? Bei G, W, BT und so weiter kommt doch jeder durcheinander! Rettet Önigsdorf!

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: