Mitten in Kochel am See:Mission Impossible im Supermarkt

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Beim Polizeibericht vom Freitag hatte der Leser unwillkürlich die Titelmelodie des Hollywood-Blockbusters im Ohr

Von Konstantin Kaip

Über geniale Meisterdiebe gibt es unzählige Kinofilme. Sie handeln von schwarzgekleideten Gentlemen mit Nerven aus Stahl, die auf aberwitzige Weise in vermeintlich uneinnehmbare Festungen eindringen, um dort Lichtschranken, Alarmanlagen und dicke Tresorwände zu überwinden und dann unbemerkt mit ihrer Beute zu verschwinden. In Wirklichkeit kommt so etwas selten vor, und doch liest man immer wieder von ähnlichen Coups. Auch bei einer Polizeimeldung vom Freitag hatte der Leser unwillkürlich die Titelmelodie von "Mission: Impossible" im Ohr.

Das liegt weniger an dem Tatort. Der Supermarkt in Kochel am See, in den in der Nacht zum Freitag eingebrochen wurde, ist schließlich nicht gerade Fort Knox. Die Vorgehensweise der Täter allerdings klingt filmreif: Über den Dachboden und eine herausgebrochene Deckenplatte, so meldet die Polizei, gelangten sie in den Tresorraum des Supermarkts. Klingt nach Profis, die zuvor wochenlang über Grundrissen gebrütet, das Objekt observiert und die Ausrüstung zusammengestellt haben, um dann in der entscheidenden Nacht nach einem sekundengenau festgelegten Zeitplan mit chirurgischer Präzision und Eiseskälte schweigend die sorgfältig ausgetüftelten Einzelschritte ihres genialen Planes auszuführen.

Beim Weiterlesen klingt es aber eher nach Dieben, die noch üben. Denn anders als die Meister aus dem Kino, deren wichtigstes Accessoire meist ein Arsenal an Spezialinstrumenten ist, hatten die Diebe in Kochel gar keine Gerätschaften dabei. Gut, dass sie im Tresorraum nicht nur Wechselgeldkassen und eine Registerkasse fanden, sondern auch noch Werkzeug, mit dem sie die Kasse aufhebeln konnten. Das könnte zwar auch für eine äußerst akribische Recherche und bewussten Ballastverzicht sprechen. Allerdings haben sie dann noch 38 Stangen Zigaretten aus dem Tabakschrank gestohlen, was derlei Theorien wieder konterkariert. Ebenso wie der Beuteschaden von 5000 Euro. Die Ermittlungen laufen. Nach Nizza werden sie wohl nicht führen.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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