Mitten in Kochel am See:Alle Biker sind schon da

Es ist die Natur, ein uralter Instinkt: Der Frühling ruft - und wer ein Motorrad hat, muss seinem Ruf folgen

Von Konstantin Kaip

Der Mai ist da, und mit ihm die Rückkehrer. In den Bäumen sind das die vielen zwitschernden Vögel, und auf den Straßen die Motorradfahrer. Sie sind ja gewissermaßen die Zugvögel des Straßenverkehrs und wie Amsel, Drossel, Fink und Star ebenso berauscht vom Glück, wieder da zu sein. Nur trällern sie halt nicht, sie geben eher dröhnend Gas, legen sich genüsslich in die Kurven oder werfen ihre Vorderräder in die Luft. So wie der Mann auf seiner Sportmaschine, der am Vatertag am Ortsausgang von Gelting die motorradfahrende Kollegin mit mehr als 80 Stundenkilometern akrobatisch Männchen machend auf dem Hinterrad überholt hat.

Es ist die Natur, ein uralter Instinkt: Die Straße ruft, und wer ein Kraftrad hat, muss ihrem Ruf folgen. Wie der junge Mann, den die Polizei bei ihren dreitägigen Kontrollen zu Beginn der Saison am Kesselberg angehalten hat. Aufgefallen war er wegen seines seltsamen Kennzeichens: ein Plastikschild mit drei Buchstaben und drei Zahlen, daneben eine Europaflagge und die Buchstaben LT. Es sei das Motorrad seines Vaters, sagte der Litauer aus dem Raum München. Einen Fahrzeugschein hatte er laut Bericht aber nicht. Die Polizisten stellten schnell fest, dass es das Kennzeichen so gar nicht gibt. Dass der 23-jährige Biker im vergangenen Jahr schon einmal mit einem selbstgemachten Nummernschild erwischt wurde und sich nun erneut wegen Kennzeichenmissbrauchs verantworten muss, zeigt deutlich, wie schallend der Ruf des Frühlings den Rat der Vernunft übertönen kann.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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