Provokative Rhetorik" oder "Power Talking" - das sind moderne Begriffe für die Fähigkeit, spontan, witzig und treffend zu antworten. Bekannt ist das in unseren Breiten eher unter dem Begriff "Schlagfertigkeit". Die Schlagfertigkeit ist so beliebt, dass es inzwischen Ratgeber und Kurse gibt, um sie zu erlernen. Solche brauchen die meisten Bayern und speziell die Oberlandler eher nicht. Wer auf dem Schulhof, bei der Feuerwehr oder in der Wirtschaft beim Frotzeln oder Flachsen, der Schlagfertigkeit eng verwandten Disziplinen, nicht mithalten kann, hat schlechte Karten. Und wer beim Karteln verbal nur rum-stopselt und nicht entsprechend rausgeben kann, hat praktisch schon verloren, unabhängig davon, wie gut das Blatt ist, das er auf der Hand hat.
Zwei schöne, kleine Beispiele für freundliche Schlagfertigkeit waren kürzlich am frühen Nachmittag in einem Supermarkt in Iffeldorf zu beobachten. Der ist gerade so groß, dass man dort alles bekommt, und angenehm familiär. Eine Kundin also kam mit ihrem Einkaufswagen auf der Suche nach Mineralwasser, Dosentomaten oder etwas Ähnlichem schon zum dritten Mal an dem selben jungen Mitarbeiter vorbei, der gerade die Regale neu bestückte. Er schaute sie grinsend an, sie sagte: "Auf die Art bekommt man auch einen Spaziergang zusammen." Er, trocken: "Wir haben bis sieben offen."
An der Kasse ein weiterer freundlicher Bursche. Dem zeigte eine Kollegin ein schon leicht lädiertes Salatblatt, das sie vom Boden aufgehoben hatte: "Das muss einer verloren haben." Darauf er, großzügig: "Lass' dir's schmecken!" Allgemeines Gelächter in der Schlange. Geantwortet hat die Kollegin nichts. Der junge Frechdachs hatte sie kurz sprachlos gemacht.