Der Igel gehört eigentlich nicht zu den Tieren, die auf Hilfe anderer angewiesen sind. Schließlich trägt der Insektenfresser 6000 bis 8000 Stacheln auf seinem Körper herum, die ihn vor allerlei Unannehmlichkeiten wie Fressfeinden und ähnlichem schützen. Wird es irgendwie unangenehm, rollt sich das Tier einfach zusammen, wird zu einem pieksenden Ball und als solcher in Ruhe gelassen. So kommt der nachtaktive Einzelgänger seit dem Paläozän in der Regel gut über die Runden.
Vor dem Hintergrund dieser Tatsache hat sich kürzlich in einer Sommernacht in Geretsried Erstaunliches ereignet. Die Polizei berichtete kürzlich von einem außergewöhnlichen Einsatz: Ein 32-jähriger Geretsrieder, so steht es im Bericht, habe sich gegen ein Uhr nachts bei der Inspektion gemeldet, um die Polizisten um Hilfe zu bitten. Er hatte auf dem Heimweg in der Sudetenstraße ein "ungewöhnliches Geräusch in Form von Wimmern" vernommen. Als er den klagenden Lauten nachging, entdeckte er schließlich einen Igel, der sich in einer Metalltreppe verfangen hatte. Wie sich das Tier in die unglückliche Lage gebracht hatte, ist laut Polizei unklar. Der hilfsbereite Geretsrieder schaffte es jedenfalls nicht alleine, den Igel aus der Gefangenschaft der Eisenstiege zu befreien und setzte den Notruf ab.
Die Polizei ließ sich von den Stacheln des Tieres nicht beirren und nahm sich "ohne zu zögern" der Sache an, wie es in dem Bericht heißt. "Vor Ort konnten die Beamten den Igel nach einer Einsatzbesprechung mit vereinten Kräften unversehrt aus seiner misslichen Lage befreien." Der Schlusssatz der Meldung lässt aufatmen: "Jeder konnte seinen Weg unbeschadet fortsetzen." Und so liefert der Freund und Helfer von Mensch und Tier nicht nur eine anrührende Geschichte mit Happy End, sondern auch eine Botschaft, die man sich merken sollte: Selbst die scheinbar unabhängigsten Einzelgänger unter uns sind manchmal auf die Hilfe anderer angewiesen.