Das Publikum applaudiert. Klatscht frenetisch. Tobt. Erhebt sich von den Sitzen. Es ist eine imposante Bestätigung dafür, dass Fastenprediger Barnabas alias Ludwig Schmid seine Großmutter Anna Schmid zum "Geretsrieder Original des Jahres 2017" ausgerufen hat. Jeder im Saal der Ratsstuben scheint "die Bäcker-Oma", wie sie auf dem Plakat genannt wird, zu kennen. Kein Wunder: Anna Schmid und ihr Mann Anton haben vor 57 Jahren die vormalige Bäckerei Lauermann an der Schlesischen Straße in Geretsried übernommen. Als "Schmid-Bäck" ist der Betrieb heute weit über die Stadt hinaus bekannt und hat zusätzlich zu den beiden Standorten in Geretsried auch eine Filiale in Baierbrunn. Und Anna Schmid, die in wenigen Wochen 88 Jahre alt wird, bringt noch jeden Morgen Semmeln ins Altenheim in Gartenberg. Weil sie eh früh aufsteht und ganz ohne Arbeit nicht sein mag.
Die "Bäcker-Oma" stammt aus Lenggries. Sie ist, wie sie mit einem gewissen Stolz sagt, "eine Floßmeisterstochter". In Lenggries hatten sie und ihr Mann zehn Jahre lang ihre erste Bäckerei. Allerdings nur in Pacht, und das reichte ihnen auf Dauer nicht. Ein eigener Betrieb war der Wunsch. "Und dann hatten wir das unwahrscheinliche Glück", erzählt Anna Schmid, "dass der Mühlenvertreter der Weidachmühle - übrigens der Vater vom Gründer des Tölzer Knabenchors, Schmidt-Gaden - sagte, er findet schon was für uns." Was er fand, war die Bäckerei Lauermann, die wie so vieles in Geretsried in einem früheren Bunker der Rüstungswerke eingerichtet war. Im Gasthaus sei das Geschäft seinerzeit besiegelt worden: 55 000 Mark für die eigene Bäckerei. "I war so froh, dass uns des ghört!" Also ging's auf nach Geretsried. Die "Bäcker-Oma" schmunzelt. "Wenn mia nach Kanada ausgwandert wärn, hättn die Lenggrieser gsagt: Ah so. Aber Geretsried ..." Was gab's denn gegen Geretsried zu sagen? Gar nichts, sagt Anna Schmid, es hat ihnen einfach nichts gesagt.