Mitten in Geretsried:Fachleuchten unter sich

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Die Rathausmitarbeiter haben den Schalk im Nacken

Von Felicitas Amler

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Und was sprachliche Fehler angeht, sitzt man bei einer Tageszeitung wahrhaftig in einem sehr fragilen Gebäude. Es geht immer alles schnell-schnell und oft auch husch-husch. Der Redaktionsschluss! Tippfehler? Tägliches Geschäft. Im eigenen Text entdeckt man sie erfahrungsgemäß auch bei x-fachem Korrigieren nicht - man liest halt einfach das Richtige, auch wnn es flsch dsteht. Grammatikfehler? Schon seltener. Passieren aber auch. Wohl dem, der eine gute Kollegin/einen gescheiten Praktikanten hat, die oder der aufmerksam redigieren. Und trotzdem schaffen es gelegentlich die peinlichsten Pannen ins Blatt. Wir wollen jetzt gar nicht an das wirklich grässliche Malheur erinnern, als einmal über eine hiesige Multi-Künstlerin mitgeteilt werden sollte, dass sie nicht nur malt, singt, fotografiert und schnitzt, sondern auch schweißt. Murphys Gesetz hat sich auch da leider wieder einmal bewahrheitet: "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen."

Insofern sind wir von Berufs wegen nachsichtig. Hm. Aber lachen wird man noch dürfen. Wenn in einer Ratssitzungsvorlage - noch dazu einer von der Sorte "Nimmt einfach kein Ende" - ein "Hinternis" auftaucht - nun ja, man ahnt, was gesagt sein sollte. Wenn ein Rechtsanwalt der Stadt Geretsried phrasenhafte Formulierungen vorhalten möchte und von "Lehrformeln" schreibt, wird's schon spaßiger. Wer beleert (?!) da wen?

Den wahren Schalk haben aber offenbar die Rathausmitarbeiter im Nacken, die versichern, die Höhe der künftigen Bebauung am Karl-Lederer-Platz sei "von anerkannten Fachleuchten" festgelegt worden. So kommt doch endlich einmal Licht in die obskure Planung. Die freilich, wenn es nach besagtem Rechtsanwalt und seinen wacker streitenden Mandanten ginge, ohnedies völlig obsolet wäre. Planung? Bauen? Am Karl-Lederer-Platz? Nein, verlangen sie: Bloß keine "Betonwüste" schaffen. Vielmehr - und so steht's dann gleich mehrmals in diesem Schriftsatz - verlange der Platz nach "Entsiedelung". Genau, das ist die Lösung für Geretsried und seine Mitte: Raus mit den Menschen! Absiedeln, umsiedeln, weg! Dann braucht es definitiv gar kein neues Zentrum. So besiegelt.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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