Navigationsgeräten ist nicht zu trauen. Jeder, der in der Fremde schon einmal fünfmal in Folge in dieselbe Baustelle gelotst wurde, kann das bezeugen. Trotzdem führt an den allwissenden Hightech-Kästchen manchmal kein Weg vorbei - im wahrsten Sinne des Wortes. Wie soll ein Ortsfremder auch sonst um sechs Uhr morgens in Feldkirchen bei Egling bei einem Termin auf der Matte stehen?
Das Navi erkennt das Ziel sofort, die Fahrt beginnt entspannt - so entspannt, wie es einem erklärten Langschläfer die allmorgendliche Grantigkeit eben erlaubt. Doch als die überfreundliche Frauenstimme fröhlich verkündet, dass man das Ziel erreicht habe, ist selbiges nirgendwo zu erkennen. Stattdessen kommt das Auto irgendwo in Egling zum Stehen. Das Dorf ist noch im Tiefschlaf, ein erster Anflug von Verzweiflung macht sich breit: Wen fragen? Irgendwo in der Finsternis knallt eine Kofferraumtür. Natürliche Intelligenz - nichts wie hin! Zwei junge Bergsteiger schauen einigermaßen verwirrt auf. Das Problem ist schnell erklärt - skeptisch blickt einer von beiden die Straße hinunter. "Du kennst di hier überhaupt ned aus?", fragt der Unbekannte. Bedauernd wird verneint, es folgt eine kurze Stille. "Des findst du nie", stellt er schließlich mit entmutigender Endgültigkeit fest. Und dann, nachdem vor dem geistigen Auge schon ein Schreckensszenario nach dem anderen vorbeigesaust ist: "Naja, fahrst ma halt nach." Die Erleichterung ist so groß, dass für mehr als ein überschwängliches Danke keine Zeit bleibt. Im Laufschritt geht es zurück zum Auto und hinter den unbekannten Rettern her nach Feldkirchen. Wie schön, dass man hilfsbereiten Menschen auch dann noch begegnet, wenn die Technik versagt. Da nervt es nicht einmal mehr, dass die Navi-Stimme auf dem Beifahrersitz ständig kläglich "bitte wenden" ruft.