Mitten in der Region:Werwölfe und Blutmonde

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Was eine Fahrt in der S-Bahn mit dem Aberglauben zu tun hat

Kolumne Von Laura Geigenberger

Freunde lustiger Schlagzeilen müssen nur einmal den Namen der amerikanischen Kaffeehaus-Kette Starbucks in die Suchmaschine des weltweiten Web eingeben - und können sich stundenlang unterhalten wissen. Was sorgte das Unternehmen nicht schon für Aufsehen, indem es sich mit einem Porno-Giganten anlegte oder von einer Kundin wegen "viel zu viel Eis" im Becher vor Gericht gebracht wurde. Starbucks' Kuriositäten-Spezialität aber sind Namen: Bei einer Bestellung diktiert ein Kunde dem Barista seinen Rufnamen; dieser wird daraufhin per Hand auf einem Becher notiert - in der Regel haarsträubend falsch geschrieben. So wurde "Andrea" schon mal zu "Angrea", "Stephen" zu "Pfteven" und aus "Rebekka" wurde "Rubbaca". Starbucksbechernamen - sie sind längst ein Phänomen.

Auch die Schreibweise des Wortes "Phänomen" selbst ist beliebig variierbar (Phenomän, Fenomehn, etc.). Stets gleich bleibt aber dessen Definition als Bezeichnung für eine bemerkenswerte Erscheinung. Der "Blutmond" zum Beispiel ist ein sagenumwobenes Himmelsphänomen: In der nordischen Mythologie etwa jagt ein riesiger Wolf namens Hati den Mond, zerreißt und verschlingt ihn; das verspritzte Blut verdunkelt die Sonne. Auch in anderen Kulturen gilt die Nacht des roten Mondes als grauenvolle Zeit, in der Fabeltiere wie Werwölfe zu neuem Leben erwachen.

Ebendies geschah im US-Bundesstaat Virginia: Dort entdeckte man ein werwolfartiges Wesen, die Lykoi-Katze. Deren Aussehen ist allerdings eher einer Genmutation als dem Blutmond geschuldet. Sagen Forscher. Denjenigen aber, die an die pechbringende Fähigkeit schwarzer Katzen glauben, mag beim Anblick der Werwolfsmieze ein Schauer über den Rücken laufen. Und nicht auszudenken, wie es ihnen ergehen muss, wenn solch ein Geschöpf an einem Freitag den Dreizehnten ihren Weg kreuzt!

Für Abergläubige könnte somit auch die Fahrt nach Wolfratshausen eine grenzwertige sein, erinnert das spätmittelalterliche Stadtwappen doch sehr an eine werwölfische Kreatur. Vielleicht hatte ein S7-Bahnführer die wachsende Beklemmung unter seinen Fahrgäste gespürt, während sich sein Zug der Stadt näherte. Vielleicht hatte er auf Höhe von Hohenschäftlarn festgestellt, dass sich die Verspätung seiner Bahn auf eine sehr unglücksselige Minutenzahl belief. Fest steht, dass er wohl hoffte, dem Schrecken ein Ende zu setzen, als er folgende Durchsage machte: "Meine Damen und Herren, unsere momentane Verspätung beträgt genau 13 Minuten." Doch kein Grund zur Panik: "Wer nun an ein bevorstehendes Unglück glaubt, den kann ich beruhigen: Bei der 13 wird es nicht bleiben - wir werden noch einiges dazugewinnen." Also noch mal Glück im Unglück gehabt.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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