Mitten in der Region:Vorhair und Nachhair

Wer als Coiffeur nicht mit einem passenden Familiennamen auftrumpfen kann, dem bleibt oftmals nur die Sprachakrobatik

Von Claudia Koestler

Locken auf Glatzen drehen zu können ist eine Kunst, die man so manchem glossenschreibenden Kollegen neidet. Wer tatsächlich noch ein paar Haare auf dem Kopf trägt, kommt hingegen in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen nicht umhin, einem Spezialisten Besuch abzustatten, um diese zurechtzustutzen.

Vor dem Entschluss, zu welchem Friseur man gehen soll, steht allerdings die Qual der Wahl der Sprachakrobatik, wie ein Blick in die Gelben Seiten des Landkreises zeigt. Denn in kaum einem anderen Handwerk dürfte es mehr Stilblüten als Firmennamen geben als bei den Coiffeuren zwischen Isar und Loisach. Natürlich müssen Unternehmen heutzutage moderne und einprägsame Titel führen. Nur wenige Friseurhandwerker scheinen jedoch einen bereits passenden Familiennamen zu haben, der einem potenziellen Kunden auf den ersten Blick deutlich macht, worum es geht: Einen "Coiffeur Schönhaar" zum Beispiel sucht man im Landkreis vergeblich. Was man indes zuhauf findet, sind Geschäftsnamen als Wortspielereien: Da gibt es beispielsweise einen Salon "Neuabschnitt", einen mit dem Titel "Hauptsache", einen namens "Kopfarbeit" sowie die Salons "Glücks Strähne" und "Alpenwelle".

Was der Blick ins Branchenbuch auch zeigt: Nur äußerst selten wird hierzulande mit dem englischen Wort "Hair" gespielt. Zum Beispiel gibt es noch keinen Friseursalon namens "Vorhair und Nachhair". Und auch vor einem Brückenschlag zwischen Bairisch und Englisch muss sich keiner fürchten: "Herent und drent", also hüben wie drüben im Landkreis, kam bislang noch niemand auf die Wortschöpfung "Hairent und Trend".

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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