Mitten in der Region:Von Vielfalt und Einfalt

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Die Kreativität der Befürworter des Volksbegehrens treibt bunte Blüten

Kolumne von Viktoria Großmann

Das Volksbegehren zur Rettung jener Artenvielfalt, die es in Bayern noch gibt, bringt viele Menschen dazu, über ihr Verhältnis zu Insekten nachzudenken. Auch die Bauern, die CSU und die Freien Wähler wollen Artenschutz, sagen sie, nur nicht so, wie der Gesetzesentwurf der Initiative es vorsieht, die ganz offiziell von den Grünen in Bayern und lokal auch von der SPD unterstützt wird. Am Insektensterben ist nicht die Landwirtschaft schuld, sagen die Bauern. Andere Bauern sagen, na ja, ein bisschen was verbessern könnte man im Umgang mit Pflanzen und Böden schon.

Während auf den weiß verschneiten Feldern weder etwas blüht noch etwas brummt oder summt, treibt die Kreativität der Unterstützer Blüten. Von "Schlangen" vor den Rathäusern wird berichtet - man mag sich fragen, ob man ein Mehr an Kriechtieren unter dem gewünschten Artenschutz zu verstehen hat. Nein, natürlich stehen die Unterstützer reihenweise an, um sich einzutragen. Um sie herum tanzen nicht nur am Münchner Marienplatz, sondern auch in anderen Orten pummelige Hummeln, ach nein, es sind verkleidete Sozialdemokraten. Die Farben Schwarz und Gelb stehen ihnen im politischen Leben selten gut, für die putzigen Insekten aber darf wohl ein Abstecher ins andere Farblager gewagt werden. Unschwer zu erraten, welches in diesem Jahr das angesagteste Faschingskostüm sein wird. Allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Übrigens kann sich nicht jeder für bayerische Bienen einsetzen. Das musste die ungarische Bekannte eines SZ-Lesers erfahren. Zwar ist sie EU-Bürgerin und lebt schon lange Zeit im Landkreis, wo sie versucht, in ihrem Kleingarten ein paar Bienen ein auskömmliches Leben zu bescheren, für das Volksbegehren eintragen aber darf sie sich nicht. Das dürfen nur all jene, die auch zur Landtagswahl wahlberechtigt sind. Deutsche Staatsangehörigkeit ist also Voraussetzung. Hoffnung gibt es aber für alle nicht deutschen EU-Bürger, die im Landkreis leben. Im Mai dürfen sie an ihren deutschen Wohnorten zur Europawahl schreiten, auch wenn sie sich dabei natürlich für die deutschen Vertreter entscheiden müssen. In etwas mehr als einem Jahr stehen zudem Kommunalwahlen in Bayern an. An diesen dürfen auch EU-Ausländer, die dauerhaft in Deutschland leben, teilnehmen. Immerhin sind das ja auch Stimmen, mit denen man Parteien unterstützen kann, denen Umweltschutz wichtig ist.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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