Mitten in der Region:Von Lust und Last im Winter

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Was auf den ersten Blick schön aussieht, treibt aber so manchem, der an den Gehweg vor seinem Haus oder die Garageneinfahrt denkt, schnell den Schweiß auf die Stirn...

Kolumne Von Gerhard Wilhelm

So mancher mag sich am Sonntagmorgen verdutzt die Augen gerieben haben: alles weiß. Es schneite wie schon lange nicht mehr. Was auf den ersten Blick schön aussieht, treibt aber so manchem, der an den Gehweg vor seinem Haus oder die Garageneinfahrt denkt, schnell den Schweiß auf die Stirn, da die weiße Pracht keinen Unterschied macht, wo sie liegen bleiben darf und wo nicht.

Notgedrungen packt man sich also warm ein, die dicken Winterstiefel an den Füßen und die Schneeschaufel in der Hand und fängt an zu schippen. Und stellt fest: Kein lockerer Pulverschnee, nasser, schwerer Schnee. Zweite Feststellung: Wo ist eigentlich die Straße? Es ist fast Mittag - ein bisserl ausschlafen und frühstücken am Sonntag musste sein - und der Schneeräumer war offenbar noch nicht da.

Na gut, man wohnt am Ortsrand, so wichtig ist die Siedlungsstraße auch nicht, zumal kaum einer am Sonntag in die Arbeit muss. Aber offenbar waren schon welche unterwegs, denn in der verschneiten Straße mit einer Schneehöhe von geschätzten zwanzig Zentimetern verläuft eine Autospur. Weg ist man gekommen, aber zurück geht den Hang hoch nichts, wie man an dem einen oder anderen Autofahrer sieht, der es probiert und dann frustriert sein Auto unten stehen lässt und zu Fuß durch den Schnee stapft.

Ein Gutes hat der Schnee: Man kommt mit den Nachbarn mal wieder ins Gespräch. Reden ist einfach weniger anstrengend als schweren Schnee schaufeln. Und als man sich gerade gemeinsam die Frage stellt, warum der Schneeräumer der Gemeinde noch nicht da war, biegt er unten am Hang um die Ecke. Kurvt in eine Ausfahrt, räumt dort den Schnee weg, und als man sich dann denkt, jetzt fährt er auch die Ringstraße ab, dreht er ab und ist weg und hinterlässt fassungslose Schneeschipper. Ein Nachbar vermutet, dass die Einfahrt frei geräumt wurde, weil der Hausbesitzer bei der Feuerwehr ist. Könnte ja ein Einsatz sein und er kommt nicht hin. Das nennt man dann Gefahrenabwehr im Vorfeld. Also räumt man weiter fleißig seine Einfahrt frei, und als man fertig ist, blickt man durchschwitzt, aber zufrieden auf das Werk. Weg ist er, der Schnee. Zum Glück schneit es auch nicht mehr so stark. Das reicht für heute mit Sport. Zwei Stunden später, satt und gemütlich auf der Couch, ein lautes Schaben aus Richtung Straße. Der Räumdienst pflügt sich durch die verschneite Straße. Endlich, denkt man sich. Der Blick aus der Haustür macht fassungslos. Die Straße ist frei, aber in der Zufahrt liegt der Schnee, der zuvor auf der Straße war. Der Schneewall, der Zufahrt und Straße jetzt trennt, ist doppelt so hoch wie die Schneedecke vorher. Statt Couching ist Schipping angesagt. Sport am Sonntag soll ja besser sein, als faul rumzuliegen. So ein Quatsch.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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