Mitten in der Region:Service am Sonntag

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Von wegen Servicewüste - für seine Lieblingskunden und fürs bairische Bier macht ein Händler fast alles

Kolumne von Otto Fritscher

Wenn es eine Wahl zum "Getränk des Jahres" gäbe, müsste man die Entscheidung wohl zweiteilen, auf den Sommer und den Winter. In der Sommersonne leuchtete in fast jedem Glas, das in einem Lokal an einem der Seeufer vom Kellner an den Tisch gebracht wurde, farbenfroh ein Aperol Spritz. Jetzt, wo landauf landab die Weihnachtsmärkte locken, wird zumeist Glühwein ausgeschenkt, zuweilen auch Feuerzangenbowle und für die Autofahrer und den Nachwuchs Kinderpunsch. Mal löscht damit die Feuerwehr den Durst, den eine rote Bratwurst in der Semmel hervorruft, manchmal gibt es aber auch neben üblichen Softdrinks ein kühles Bier. Es muss ja nicht immer Glühwein sein, doch zumeist ist es das Gebräu, das das ganze Jahr über verkauft wird. Doch es gibt jahreszeitlich geeignetere Alternativen wie Winterbier oder Festbier, das von manchen Brauereien auch gleich Weihnachtsbier genannt wird.

Doch dieses wird nicht immer von der Lieblingsbrauerei in den nahen Getränkemarkt geliefert. Aber ein serviceorientierter Händler bestellt schon mal zwei Kisten extra für den Kunden mit Sonderwünschen, weil er das Weihnachtsbier eben nicht im normalen Sortiment hat. Kann aber 14 Tage dauern sagt, er, was ja nichts macht, da der Advent ja 24 Tage dauert und das Festbier sicher auch an Neujahr noch schmeckt.

Am ersten Adventssonntag also erst mal einen Adventskaffee am Nachmittag mit der Verwandtschaft, mit Adventskranz, Kerzlein, Plätzchen - als plötzlich das Handy klingelt. "Hier ist der Andy. Sie können die Kisten sofort abholen, ich bin im Geschäft", sagt er. Das nennt man pünktliche Lieferung, ein Weihnachtsbier am ersten Advent. Doch so dringend ist es nun auch nicht wieder, das Bier wird bei einer Fahrt am Montag beim Getränkedienst abgeholt. Dort hat der Andy die drei Kästen schon auf eine Sackkarre geladen, fährt sie zum Auto und wuchtet sie auch gleich noch in den Kofferraum. Da soll noch mal einer sagen, Deutschland sei eine Servicewüste. Und nicht immer Liefergiganten aus dem Internet als Gegenbeispiel anführen.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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