Mitten in der Region:Actionfilm im Kopfkino

Ein dunkles Auto vor einer Bank deutet noch lange nicht auf einen Raub hin

Kolumne von Wieland Bögel

Vor der Bankfiliale, gleich unter der Treppe zur Eingangstür, parkt ein dunkler Geländewagen, leer und mit laufendem Motor. Beim vorbeikommenden Fußgänger springt - vermutlich aufgrund einer jahrelangen Übersättigung mit Krimis und Actionfilmen - sofort das Kopfkino an: Banküberfall. Ganz sicher wird in Kürze eine Bande schwer bewaffneter Räuber wild um sich schießend aus der Bank stürmen, große schwarze Reisetaschen in das wartende Fluchtfahrzeug wuchten, hinterherspringen und sich aus dem Staub machen.

Wobei, bisschen komisch ist das schon. Wartet nicht normalerweise ein Fahrer im Fluchtwagen, schon alleine, damit die Bankräuber nicht Opfer von Autodieben und das Gespött beim nächsten Innungstreffen der Gauner werden? Naja, vielleicht ist die Beute diesmal besonders üppig, dass der Mann am Steuer mit anfassen muss. Und zweitens ist der Tatort nicht gerade optimal gewählt, jedenfalls unter verkehrstechnischen Aspekten. Denn laufender Motor oder nicht, dank örtlichem Dauerstau hätten die Polizisten der örtlichen Inspektion die Gauner schnell eingeholt, und zwar zu Fuß.

Während man noch grübelt, naht auch schon des Rätsels Lösung, und zwar in Person eines älteren Herrn. Ziemlich gemächlich stapft er auf den wartenden Wagen zu, Schusswaffen oder Taschen mit herausquellenden Geldbündeln sind keine zu erkennen. Vielleicht hat sein Wagen Batterieprobleme oder die Heizung soll schon mal vorglühen - oder es handelt sich doch um die Konkurrenz, die den Bankräubern gerade die Karre klaut, Klappe die Zweite, Film ab im Kopfkino.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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