Mitten in den Ermittlungen:Rätselhafte Beute

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Es ist nicht immer eindeutig, wie Diebe ihre Objekte der Begierde aussuchen - vor allem, wenn es sich um Grabskulpturen handelt

Kolumne von Konstantin Kaip

Was Diebe antreibt, ist für gewöhnlich einfach nachzuvollziehen: Sie wollen etwas unbedingt haben, das ihnen nicht zusteht. Meist geht es dabei um die Chance, mit einem gewagten Coup zwar ein großes Risiko einzugehen, andererseits aber, falls man alles richtig macht und nicht erwischt wird, danach ein sorgenfreies Leben in Südamerika oder auf einer Karibikinsel zu verbringen, vom Erlös der Diamanten oder Goldbarren, die man auf dreiste aber geniale Weise unter den Augen des Wachpersonals entwendet hat.

Bei den Dieben, von denen die Polizei in aktuellen Pressemeldungen aus hiesigen Gefilden berichtet, lässt sich allerdings nur der erste Teil des oben genannten nachvollziehen: Sie haben Straftaten begangen, um an etwas zu gelangen, das sie unbedingt wollten und anders nicht bekommen konnten. Wofür sie das Risiko eingingen, darüber kann aber nur spekuliert werden. So berichtet die Wolfratshauser Polizei von einem besonders schamlosen Diebstahl am Friedhof in Nantwein. Dort wurde eine Bronzefigur entwendet, die mit Spezialkleber an einem Grabstein befestigt war. Eine 53-jährige Geretsriederin vermisst die Figur am Grab ihrer Eltern seit Samstag, der Tatzeitraum könnte bis zum 10. Juni zurückreichen. Der Wert der nicht näher bezeichneten Bronze beträgt 100 Euro. Vermutlich ging es um eine besonders pietätlose Dekorationsidee.

In Penzberg hingegen wird seit Freitag etwas anderes vermisst: das Ortsschild an der Bichler Straße. Laut Polizei gab es dort weder Unfallspuren noch sonstige Hinweise. Immerhin könnte man meinen, der Dieb habe edlere Motive gehabt als der Wolfratshauser Grabräuber. Ein Ortsschild bringt schließlich nur dem etwas, der sich mit dem Ort identifiziert. Vielleicht war es ja ein Roche-Mitarbeiter, der ins Ausland versetzt wurde und ein Andenken an sein geliebtes Penzberg mitnehmen wollte. Sein Motiv wäre dann lokalpatriotisch. Allerdings könnte auch das Gegenteil der Fall sein. Je nachdem, wie der Dieb das Schild zu Hause aufhängt. Auf der Rückseite ist der Name der Stadt nämlich durchgestrichen.

© SZ vom 23.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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