Mitten in Bad Tölz:Zu viel Eis geht nicht? Doch!

Im Frühling steigt die Lust auf gefrorene Leckereien. Der Verweis auf gesunde Lebensmittel nützt bei Kindern oft wenig. Da ist andere Pädagogik gefragt

Von BARBARA BRIESSMANN

Der Frühling ist da, und die Menschen stehen Schlange. Vor den Eisdielen harren sie aus, bis sie endlich ihre Kugeln in der Tüte haben. Nichts Ungewöhnliches. Allerdings kommen bei den ersten Sonnenstrahlen in dieser Situation auch pädagogische Glanzleistungen ans Licht. Wunderbar zu sehen und zu hören in der Marktstraße in Bad Tölz.

Eine Mutter läuft mit ihrem kleinen Sohn an der ersten Gelateria vorbei. "Ich will ein Eis", quäkt der Kleine fröhlich. Die Mutter lehnt ab. "Nein, wir gehen jetzt zu der guten Bäckerei da oben." Dort wolle sie ein spezielles Brot kaufen. "Das ist total lecker." So lenkt sie ihr Kind geschickt ab - und macht anschließend einen entscheidenden Fehler. "Und gesund", fügt sie dem vorher Gesagten hinzu. "Gesund" scheint für kleine Heranwachsende das Synonym für "igitt" zu sein. Der Bub tobt, schreit: "Eis, Eis, Eis!" Der Fortlauf des Dramas entzieht sich dem Beobachter.

Eine andere Tölzerin weiß dagegen genau, wie Kinder manipuliert werden können. Sie fragt ihren Enkel, bei welcher Eisdiele er denn eine Waffel möchte. "Du kriegst drei Kugeln. Was du nicht schaffst, isst die Oma." Der Junge ist von dem Angebot zunächst vollkommen überfordert, entscheidet sich zaghaft für eine Eistheke und murmelt dann: "Ich mag aber nur eine Kugel." Die Frau grinst zufrieden und sagt in großmütterlicher Großzügigkeit: "Na gut, dann nimm nur eine."

So geht Pädagogik!

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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