Mitten in Bad Tölz:Wie bitte, was ist los?

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Im Tölzer Landratsamt geht es um das Krankenhausstrukturgesetz. Die Ausführungen sind mitunter schwer verständlich. Das liegt aber nur bedingt an der inhaltlichen Komplexität des Themas

Kolumne von Klaus Schieder

Es ist mitunter schwer verständlich, was im großen Sitzungssaal des Tölzer Landratsamtes gesprochen wird. Wenn Landrat Josef Niedermaier ans Rednerpult tritt und vom persönlichen Gespräch mit dem bayerischen Gemeindetagspräsidenten über die Auswirkungen des Krankenhausstrukturgesetzes im Allgemeinen und für den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen mitsamt den Nachbarlandkreisen Miesbach und Garmisch im Besonderen berichtet, dann zeichnet sich auf den Gesichtern etlicher Kreisräte etwas Verdrossenes ab. So eine Mimik, die ein "Was ist los?" und zugleich ein "Jaja, schon recht" ausdrückt. Dies liegt nicht an der Rhetorik des Landrats, und bloß am Rande am Inhalt seiner Rede. Schuld ist die miserable Lautsprecheranlage.

Das geht den Kreisräten nicht alleine so. Im großen Saal des Landratsamtes tagen auch andere Gremien, unlängst das Kommunale Dienstleistungszentrum Oberland (KDZ). Die Bilanz der Verkehrsüberwacher hörten sich gut 100 Vertreter von Städten und Gemeinden aus mehreren Landkreisen an - genauer gesagt: sie hörten nicht. Ob denn die Redner da hinten zu verstehen seien, rief Josef Janker, KDZ-Vorsitzender und Tölzer Bürgermeister, zwischendurch in den Saal. "Neiiinn!!", hallte es zurück. Daraufhin bog sich Geschäftsführer Michael Braun in seiner Ansprache immer weiter und weiter nach vorne, bis er beinahe ins Mikrofon biss. Was auch nichts half: "LAUTER!!!" Nur Janker wiederum war im ganzen Saal gut zu hören: "Ja, was ist denn das für ein Mist hier. . ."

Aber der Bürgermeister braucht sich nicht groß zu beschweren. Im alten Sitzungssaal der Stadt Bad Tölz konnte man früher alles gut hören, aber wenig sehen. Nach dem Umbau im Rathaus ist es umgekehrt: Man bekommt über Monitore alles vor Augen geführt, versteht akustisch aber nur die Hälfte. Die wünschenswerte Investition in eine bessere Lautsprecheranlage taucht indes weder im städtischen Etat noch im Kreishaushalt fürs nächste Jahr auf. Aber was soll's. Noch immer gilt, was der weise Richter in Billy Wilders Film "Zeugin der Anklage" zu einer betagten Frau sagt. Nach ihrer Aussage zum Mordfall beschwert sie sich, dass sie das versprochene Hörgerät nicht bekommen habe. Die Replik des Richters: Darüber könne sie doch froh sein. Bei dem Unsinn, der allenthalben verzapft werde.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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