Mitten in Bad Tölz:Welches Gewitter hätten S' gern?

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Der Sommer bietet in diesem Jahr Gewitter in allen Variationen. Und manch einer findet sogar Spaß daran

Von Klaus Schieder

Wie jeder, der so seine Grillen hat, liebt dieser Sommer das Unstete. Sonne um 10 Uhr, Regen um 10.13 Uhr, locker bewölkt um 10.27 Uhr, heute 32 Grad, morgen noch 15 Grad. Trotz all dieser Stimmungswechsel hat er aber doch eine Vorliebe: das Gewitter. Das muss jeden Tag sein, was auf die Dauer ziemlich eintönig wäre, mühte sich dieser Sommer nicht um allerlei Variationen. Das impotente Gewitter: Es will, aber kann nicht. Machohaft kündigt es sich mit Blitzen an, um lediglich einen Kleinkinddonner folgen zu lassen und ein paar lächerliche Regentropfen herauszupressen. Das Touristen-Gewitter: Es schaut nur kurz vorbei. Macht wie ein Tagesgast ein paar Blitzlichtaufnahmen, gießt im Vorbeigehen Pflaster und Straßen, verschwindet unversehens in der Ferne. Das Tobsucht-Gewitter: Es will, es kann. Kündigt sich mit Sturmböen an, kracht, knallt und böllert herzgefährdend, schwemmt alles mit Regengüssen weg, gegen die der Schauer unter der Dusche daheim nur ein harmloses Getröpfel ist.

So ein jähzorniges Unwetter ging dienstags in der Tölzer Marktstraße nieder und zeigte, dass die Angestellten der Cafés mehr drauf haben müssen, als nur zu bedienen. Vermutlich gehört es zum Anforderungsprofil der Servicekräfte, dass sie Gewitterformen schon erkennen, wenn in der Ferne die ersten dunklen Wolken auftauchen und die Freiluftgastronomie bedrohen. Außerdem dürften vor allem Kellner beim Einstellungstest vorzuführen haben, dass sie sämtliche Tische und Stühle in handgestoppten drei Minuten von der Straße ins Café schleppen können. Das ist jetzt nicht ganz gelungen, am Ende standen 14 Plastikstühle in der Fußgängerzone herum. Allerdings war es auch ein Tobsucht-Gewitter par excellence. Als es sich davongrollte, räumte ein Bediensteter im Regenponcho das restliche Mobiliar nach drinnen. Da ging ein Fenster auf, ein Anwohner rief mitleidsvoll, dass das wirklich "koa scheene Arbeit" sei. Im Gegenteil, rief der Mann im Poncho und lachte übers ganze Gesicht, "mir macht das Spaß". Schön für ihn. Er dürfte noch einen vergnüglichen Sommer haben.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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