Mitten in Bad Tölz:Rabiate Rentnerinnen

Wenn eine Nachbarin die Pantoffeln im Flur stehen lässt, kann man schon mal sauer werden. Tränengas-Einsatz geht dann aber doch zu weit

Von David Costanzo

Kleine Ursachen können große Auswirkungen haben. Angebranntes Essen hat vergangenen Freitag eine ganze Einsatzhundertschaft an Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst im Wolfratshauser Untermarkt auf den Plan gerufen. Nur ein kleines Bier auf dem Oktoberfest kann einen Mordsschädel verursachen. (Gut, es war kein kleines, sondern eine Mass. Und nein, es war auch nicht nur eine. . .) Dem Flügelschlag eines Schmetterlings wird nachgesagt, im ungünstigsten Fall einen Tornado auslösen zu können.

Apropos Wirbel: Sturm geläutet hat am Mittwoch gegen 22.50 Uhr eine 77-Jährige bei ihrer 71-jährigen Nachbarin in einem Tölzer Mehrfamilienhaus - schließlich hatte die einfach ihre Hausschuhe im Gang stehen lassen! Wenn das jeder machen würde, wo kämen wir denn da hin? Oder besser gesagt: Wo kämen wir denn da nicht hin vor lauter sich in Hausfluren auftürmenden Pantoffelbergen? Die Nachbarin jedenfalls hatte sich auf eine Auseinandersetzung vorbereitet. Allerdings nicht mit guten Argumenten, sondern mit einem Pfefferspray. Das schoss die 71-Jährige der 77-Jährigen derart ins Gesicht, dass beide ins Krankenhaus mussten und den Polizisten noch am nächsten Morgen in dem Flur die Augen tränten. Sie ermittelten, dass der Nachbarschaftsstreit nicht erst am Mittwoch begann.

Und vielleicht fragten sie sich ja auch, wie die Situation eskaliert wäre, wenn nicht so eine nichtige Ursache wie Hausschuhe der Auslöser gewesen wäre - sondern total verdreckte Gummistiefel oder müffelnde Turnschuhe.

© SZ vom 29.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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