Mitten in Bad Tölz:Die Not mit der Notdurft

Lesezeit: 1 min

(Foto: N/A)

In Bad Tölz braucht man auf manchen öffentlichen Örtchen drei Klammern auf der Nase. Aber diese anrüchige Sache soll sich bald ändern.

Von Klaus Schieder

Das Zentralparkhaus in Bad Tölz ist ein pragmatisches Bauwerk, beschränkt aufs Notdürftige. Eine lang gestreckte Etage im Parterre, eine oben, eine im Keller, die sich nach starkem Regen in ein Schwimmbad verwandelt, was ja nicht so schlecht ist, jetzt, wo das Alpamare geschlossen wurde. Gleich am Ausgang befindet sich ein Holzhaus mit einer öffentlichen Toilette.

Über einer der Metalltüren steht der etwas abgestandene Terminus "Pissoir". Das wäre gar nicht nötig, denn wer daran vorbeieilt, riecht's auch so. Das Besondere an dieser - um im vorgestrigen Jargon zu bleiben - Bedürfnisanstalt ist jedoch, dass sich die Tür nicht absperren lässt.

Da steht man denn also und denkt an nichts weiter, als plötzlich hinterm Rücken ein Quietschen ertönt, gefolgt von einem "Oooh, Verzeihung!" Um solch peinliche Begegnungen zu vermeiden, könnte man zwecks Türverriegelung einen Fuß nach hinten strecken, was aber zur Erledigung des eigentlichen Geschäfts unpraktisch wäre, oder vom Eingang aus genauer . . . Wir wollen das an dieser Stelle nicht erörtern.

Es gibt Alternativen - nur welche?

Als Alternative gibt es ja das öffentliche WC am Busbahnhof, gleich auf der anderen Seite der Isar. Das verfügt über eine abschließbare Kabine, hat jedoch wegen einschlägiger Kundschaft den Nachteil, dass der Besucher unbedingt eine Wäscheklammer als Nasenklemme benötigt, will er nach einigen Sekunden nicht das Bewusstsein verlieren. Schließlich ist da noch das Örtchen am Bürgergarten, das wohl nur seinem Zweck wegen noch nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde. Wer dort hineingeht, sollte am besten drei Wäscheklammern . . .

Die Touristenstadt hat die Not mit der Notdurft erkannt und plant zu aller Erleichterung für fast eine Viertelmillion Euro eine beispielgebende Anlage auf der Westseite des Rathauses. Die reinigt sich selbst, lüftet sich selbst, sperrt vielleicht selbst noch Saubären ein und ruft die Polizei.

Leider kommt der Luxus-Abort erst, wenn bis Ende 2016 das Rathaus umgebaut ist. Bis dahin muss man sich's in Bad Tölz verdrücken. Wer da glaubt, man könnte schnell mal im Keller des Zentralparkhauses, vor allem bei Regenwetter und so, dem sei gesagt: Dort gibt es Überwachungskameras.

© SZ vom 16.10.2015/sci - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: