Der Mittwoch war ein aufregender Tag für Bad Tölz, auch wenn das die meisten Bewohner der Kurstadt nicht bemerkt haben. Deren Repräsentanten aber zitterten den ganzen Vormittag lang. Schließlich stand in München die Preisverleihung zum "Drehort des Jahres" an, der von der Initiative Filmkulisse Bayern seit 2015 gekürt wird. Und Tölz gehörte zu den drei nominierten Lokalitäten. Schließlich kennt ganz Deutschland seit der legendären "Bullen"-Reihe mit Ottfried Fischer die Kreisstadt als malerische Idylle. Und Profis schätzen sie als Szenario, wie jüngst auch die ZDF-Serie "Tonio und Julia" über die Liebeswirren zwischen einem Pfarrer und einer Sozialarbeiterin beweist. In München aber ging Tölz diesmal leider leer aus: Digitalministerin Judith Gerlach und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger überreichten den Preis an Passau. Für alle, die mitgefiebert hatten, war das natürlich enttäuschend.
Hätten sie jedoch mitbekommen, welche Ehre der Stadt schon am Dienstag zuteil geworden war, hätten sie nur müde gelächelt. Der Extremsportler Mike Küng nämlich war da morgens mit einem Heißluftballon hoch über den Achensee geflogen, um sich dann aus 7100 Metern mit seinem Gleitschirm in einem waghalsigen "Head Over"-Sprung nach unten zu stürzen. Der Weltrekord gelang auf Anhieb, bei minus 25 Grad Außentemperatur, wolkenlosem Himmel und optimaler Fernsicht segelte Küng nach seinem akrobatischen Absprung über die traumhafte Kulisse der Alpen dahin und genoss seine Höchstleistung. Gelandet ist er schließlich, so ist es in einer Agenturmeldung zu lesen, "in der Nähe der bayerischen Stadt Bad Tölz".
In der Gleitschirm-Szene ist die Kurstadt damit mindestens zum Landeplatz des Jahrzehnts geworden. Die Tölzer haben also allen Grund zur Freude. Zumal - wenn Küng seine Landung per Helmkamera gefilmt hat - die Chancen bei der Filmkulisse Bayern für nächstes Jahr deutlich steigen dürften.