Es ist nicht überliefert, ob es auch dem Polizeibeamten mulmig war, als er die Tür zum Geisterhaus von Bad Tölz öffnete. Das dort lebende Ehepaar zumindest hatte der Inspektion in einer schriftlichen Anzeige vom 4. Oktober im wahrsten Sinne des Wortes Zwielichtiges geschildert. Seit die Nachbarin verstorben ist und das Haus nebenan leer steht, müsse es irgendeine Form von "Lichtkopplung" geben: Immer wenn in ihrem Haus die Lampe im Gang angeht, wird es auch nebenan hell - geht die Lampe wieder aus, wird es dunkel. Dort soll sogar eine Person zu erkennen gewesen sein, und das in einem leer stehenden Haus! Die mutigen Beamten der Polizeiinspektion Bad Tölz öffneten also die Akte X - und weil sie immer irgendetwas drüber schreiben müssen, lautete der Verdacht auf ein Vergehen gemäß Paragraf 248 c: "Entziehung elektrischer Energie". Obwohl ja eigentlich das Gegenteil der Fall sein müsste, eher eine Verdoppelung elektrischer Energie. Aber wen interessiert schon der Amtsschimmel, wenn womöglich übersinnliche Kräfte ihr Unwesen treiben.
Was war das Ehepaar erleichtert, als der Beamte bei ihnen in der Tür stand. Und siehe da: Er konnte die Beobachtung bestätigen. Lampe hier an, dort hell. Er konnte die Beobachtung sogar noch schärfen: Den Effekt konnte er nur im wirklich genau gegenüberliegenden Fenster beobachten. Und die Lampe, die genau gegenüber angegangen sein soll, glich der Lampe des Ehepaars wie ein Ei dem anderen. Das war nicht schwer zu erkennen, denn die Lampe des verängstigten Paars soll durch eine gewisse Exzentrik gekennzeichnet sein, berichten die Beamten. Von wegen: paranormal. Ganz normal, eine Spiegelung nämlich. Das wollte das Ehepaar aber nicht glauben. Also schaltete der Polizist die Lampe ein und verdunkelte die Seite zum Nachbarhaus. Tatsächlich ging nur drüben das Licht aus. Oder war der Geist wieder ausgezogen, weil man ihm auf die Schliche zu kommen schien?