Mitten in Bad Tölz:Können Sie das wiederholen?

Nichts gegen Akkordeonspieler. Aber wenn dieser Musikant da unten vor dem Fenster nicht gleich aufhört, dann...

Von Klaus Schieder

Wilhelm Busch hat es schon im 19. Jahrhundert gewusst: "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden." Nun ist es nicht so, dass wir in unserem Tölzer Büro die Geräusche des Akkordeonspielers als sonderlich schräg empfinden, der schon den ganzen Sommer über am Marienbrunnen in der Marktstraße steht und sein Repertoire vom Schneewalzer bis zum Säbeltanz von Aram Chatschaturjan rauf und runter dudelt. Aber auf die Nerven fällt das Da capo auf die Dauer schon, wenn man an himmelblauen Tagen ständig das Fenster geschlossen halten muss, um dem Gesprächspartner am Telefon nicht drei Mal mit "Wie bitte?" oder fünf Mal mit "Können Sie das noch mal wiederholen?" auf den Keks zu gehen. So sind Journalisten nun einmal: immer kritisch, mit nichts zufrieden. Zur Ehrenrettung sei angemerkt, dass wir es nicht halten wie die Zuhörer bei Busch, die den Bettelmusikantenchor ordentlich verdreschen. Wir bleiben zivilisiert und hinterm Schreibtisch. Obwohl, wenn der da unten jetzt nicht sein beglücktes Dauergrinsen ablegt, dann . . .

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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