Bad Tölz:Gecko zwischen Pfirsichen

Eine Frau wollte eine Packung frisches Obst kaufen. Am Ende des Einkaufs hatte sie ungewollterweise ein Haustier - eingeschweißt und direkt aus Spanien.

Petra Schneider

Man kennt diese Geschichten, die jemand erzählt, der jemanden kennt, der von jemandem gehört hat, der glaubhaft versichert, dass alles tatsächlich so gewesen ist: Das mit den LSD-getränkten Tattoos zum Beispiel, die von kriminellen Banden an Schulkinder verteilt werden. Oder die Geschichte von dem Mädchen mit der geschwollene Backe, die aufplatzte und aus der Tausende kleiner Spinnen heraus quollen.

"Wandersagen" heißen diese Geschichten, die nicht wahr sind, sich aber hartnäckig halten und auf geheimnisvollen Wegen verbreiten. Die folgende Geschichte ist keine Sage - solche werden in der Zeitung schließlich nicht erzählt. Sie ist tatsächlich passiert, und zwar mitten in Bad Tölz.

Vor einigen Wochen kaufte eine Kundin in einem Supermarkt eine Packung Pfirsiche ein. Wie sich herausstellte, bekam sie mehr für ihr Geld als erwartet. Denn in der Plastikbox befand sich ein kleiner Gecko, eingeschweißt und quicklebendig. Zwar hatte sie das Tierchen nicht bezahlt und auch nicht unbedingt haben wollen. Zurückgeben wollte sie es aber auch nicht. Supermärkte sind auf derartige Nahrungsergänzungsmittel nicht eingestellt. Außerdem hätte es sich nicht um eine Reklamation im eigentlichen Sinn gehandelt - die Pfirsiche waren schließlich gut.

Also gewährte sie dem blinden Passagier aus Spanien Asyl in ihrem Schlafzimmer. Ein angenehmer Mitbewohner, wie die Tölzerin sagt. Meist klebe er reglos an der Wand und werde nur aktiv, um Mücken oder Fliegen zu fangen, was sehr in ihrem Sinne sei. Die Frau hofft nun, dass die symbiotische Beziehung den Winter übersteht. Pfirsiche kauft sie übrigens nur mehr lose. Ein Exot im Schlafzimmer sei genug.

© SZ vom 23.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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