Der Morgenmuffel ist jemand, der einem leutseligen "Guten Morgen" nichts als ein verdrießliches "Hmpf" entgegenzusetzen weiß, an schlechten Tagen auch bloß sein verquollenes Gesicht. So viel Fröhlichkeit in aller Frühe verträgt er nicht. Gleiches gilt für alle Formen von Frühsport. Die Glaskanne aus der Kaffeemaschine nehmen, unter Dauergähnen etwas Wasser einlaufen lassen, die Kanne zurückbringen und den Knopf drücken, das ist ihm Bewegung genug. Ehrlich gesagt, gehören auch wir zu dieser Sorte von Leuten, die nach dem Aufstehen die Welt beharrlich anschweigen und von schmerzhaften Verrenkungsübungen auf dem Wohnzimmerteppich absehen. Aber derlei Training brauchen wir auch nicht. Dafür gibt es in Bad Tölz die Fußgängerzone.
Ehe sich die Sonne über die Marktstraßendächer erhebt, parken stets die Lieferanten unmittelbar vor den Geschäften auf den zwei Gehstreifen, die für Passanten gedacht sind. Also nehmen wir das leicht unebene Kopfsteinpflaster in der Mitte der Fußgängerzone und verärgern einen Autofahrer mit Münchner Kennzeichen, der hinter uns herschleichen muss und seinen verständlichen Ärger schließlich mit der Hupe ausdrückt. Wir springen beiseite, landen zwischen den Tischen und Stühlen eines Cafés und stolpern zurück in die Straßenmitte, wo wir fast einem Österreicher vor die Kühlerhaube laufen, der dem Nummernschild nach aus Lienz kommt. Ehe uns kurz darauf der Miesbacher, der aus der Gasse von der Stadtpfarrkirche herausschießt, überfahren kann, retten wir uns in eine Bäckerei.
Derart auf Trab gebracht, fühlen wir uns im Büro fit und staunen nur, wie viele und vor allem welche Autofahrer offenbar eine Ausnahmelizenz für die Fußgängerzone haben. Aber wir wollen die Stadt dafür nicht gleich kritisieren. Außerdem bekämen wir auf solche Nörgelei vermutlich nur so was wie "Hmpf" zu hören.