Mal ganz im Vertrauen: Möchten Sie gerne in einem Stadtteil leben, der Mückenloch heißt? Wer dort hinzieht, sollte vorher wohl besser in die Apotheke gehen und sich mit einschlägigen Salben eindecken. Aber Mückendorf, gelegen im schwäbischen Neckargemünd, ist gar nicht mal so schlimm. Viel unangenehmer erscheint zum Beispiel ein Ortsteil von Zirndorf in Mittelfranken. Der trägt einen ziemlich gruseligen Namen und heißt "Leichendorf". Das war früher eine eigenständige Gemeinde und bezeichnet nicht etwa das Gebiet, auf dem der städtische Friedhof liegt. Wenn jemand von dort nach einer stressigen Phase in seinem Beruf die Frage beantwortet, wo er herkomme, ist schon klar, was er zu hören bekommt: "Ja, so sehen Sie aus."
Dagegen ist das "Badeteil" in Bad Tölz harmlos. In der jüngsten Bürgerversammlung setzten sich einige Redner aus dem Publikum ganz vehement dafür ein, diese althergebrachte Bezeichnung fürs Kurviertel zu behalten, anstatt immerfort vom "Bäderviertel" zu quatschen. Er könne dort kein Bad erkennen, meinte Willibald Raab vom Verein Freundeskreise Badeteil. Da hat er schon recht. Das Alpamare gibt es nicht mehr, und selbst wenn die Stadt das neue Spa "Natura Tölz" gebaut hat, wäre der Plural unangebracht. Andererseits: "Badeteil" ist ein semantisches Rätsel. Was soll das sein? Eine Verquickung von Bad und Stadtteil? Dann müsste es "Badteil" heißen. Oder ein Teil zum Baden? Ein Schwimmreifen? Ein Bikini? Ein Gummiball zum Planschen?
Eine Lösung dieses stechenden Problems ist nicht in Sicht, man könnte darüber leicht bis zum Ableben diskutieren. Nur ein kleiner Aspekt noch: Das Tölzer Kurgebiet, Badeteil, Bäderviertel wurde früher einmal ganz anders genannt. Es hieß, jawohl, "Krankenheil". Aber ob die Verfechter des einen wie des anderen Namens diese Titulierung als Alternative gelten lassen, ist doch eher unwahrscheinlich. Zumal dann, wenn sie sich vorstellen, was sie nach ihrer Auskunft zur Herkunft zu sehen bekämen: so ein wissendes Lächeln.