Mitten in Bad Tölz:Angestaubte Späße

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Wenn die Nerven blank liegen während einer Renovierung - und sich feiner Staub darüber legt...

Von Alexandra Vecchiato

Handwerker sind schon eine besondere Spezies. Nicht, dass an dieser Stelle über Installateure, Schreiner, Maurer und was es alles gibt, hergezogen werden soll. Nein. Gott sei Dank gibt es Menschen, die kaputte Toiletten, Autos und vieles mehr reparieren können. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle. Aber wer schon einmal sein Eigenheim einer gründlichen Renovierung unterzogen hat, der kommt meist (unweigerlich) an einen Punkt, an dem die Nerven blank liegen - und man nur eines möchte: Das eigene Haus wieder ganz allein für sich haben. Raus mit den Invasoren, die einem ins Ohr säuseln, danach sei alles viel schöner. Denn diesem "Danach" geht ein reiner Akt der Zerstörung voraus.

Besonders fies ist das Verlegen neuer Stromkabel. Dieses Aufhauen der Mauern, der weiße feine Staub, der durch alles dringt. Man atmet ihn, man schluckt ihn, man spürt ihn, man ist irgendwann selbst nur noch Staub. Kein sauberes Kleidungsstück mehr, mag es auch frisch gewaschen aus dem Schrank kommen. Und der Staub lässt sich nicht so einfach wegsaugen oder aufwischen. Vermeintlich zäh liegt er da und dennoch verbreitet er sich unaufhörlich von Raum zu Raum. Selbst zum Schutz ausgelegte Folien halten ihn nicht auf.

Da kommt es besonders gut, wenn man abends von der Arbeit nach Hause kommt und sich die Staubmenge im Vergleich zu morgens geradezu verfünffacht hat. Die Treppe in den ersten Stock scheint zur Zweigstelle der Wüste Gobi mutiert. Sofort greift man zu Eimer und Wischmopp. Die beiden Herren in den Blaumännern gucken verständnislos. "Das lohnt sich eh nicht zu putzen", meinen sie lapidar, während man selbst zum ersten Mal im Leben so etwas wie einen Asthma-Anfall hat.

Ende des Monats sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Heureka! Auch wenn das Haus geflutet werden muss, ehe es wieder bewohnbar ist. Dann geht es ans Dekorieren und Schnickschnackdrapieren. "Welchen Monat meinen Sie?", fragt ein Handwerker Kaffee schlürfend. Es gibt Späße, die sollte man nicht machen, wenn einem das Leben lieb ist.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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