Mitten im Zug:Die schiefe S-Bahn

Was tun, wenn das Warten schier kein Ende hat wie bei einer Sperrung der Stammstrecke?

Von Barbara Briessmann

Wenn alles schief geht, was nur schief gehen kann, spricht der Mensch gern von "Murphy's Law", andere nennen es Schicksal, wieder andere S-Bahn München. Letzteres traf am Mittwoch wieder zu und mit voller Wucht die Arbeitnehmer. Wie die Kollegin, die einfach mal das Auto stehen lassen und öffentlich nach Wolfratshausen fahren wollte. Zwei Stunden dauerte ihre Reise an den Schreibtisch.

Manche trösten sich in solchen Situationen - gefangen am Bahnsteig - mit blöden Sprüchen, die sie auf Postkarten gelesen haben. "When nothing goes right, go left" bringt den Fahrgast aber nicht weiter, weil in der Gegenrichtung ebenfalls kein Zug kommt. "Heute mit dem falschen Wein aufgestanden" trifft den Moment auch nicht wirklich.

Langsam beschleichen den Wartenden die Supermarktkassen-Ängste. Entweder ist nur eine Kasse auf und die Schlange dementsprechend endlos. Oder es sind nur zwei Personen vor dem Kunden, der sich darüber zunächst freut. Bis Person eins etwas umtauschen will ("Filialleitung bitte zu Kasse vier"), anschließend fällt Person zwei ein, dass sie noch etwas vergessen hat. Vermeintlich kommt der Kunde niemals dran, auf die S-Bahn übertragen: nie an.

Um die innere Wut zu dämpfen, hilft ein anderer Spruch dem Wartenden vielleicht doch: "Bevor ich mich aufrege, isses mir lieber egal!"

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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