Es gibt im Jahr einige Konstanten. Ostern zum Beispiel oder Geburtstage und Weihnachten. Und es ist auch gute Tradition, mit dem Wechsel der Reifen auf dem Auto zu warten, bis der erste Schnee fällt. Es heißt ja auch Winterreifen! Warum sie also montieren, wenn es noch gar nicht schneit?
Pünktlich zur ersten Schneeflocke, die irgendwo in Deutschland vom Himmel schwebt, setzt der Ansturm auf die Werkstätten und Reifenhändler ein. Die Folge ist jedem klar: Da nicht alle zur gleichen Zeit einen Termin bekommen können, lautet die Antwort am Telefon in der Regel in etwa so: "In zwei Wochen hätten wir noch einen Termin frei. Mittwoch, 14 Uhr." Und man fragt vorsichtig und demütig - weil man weiß, dass man es wieder einmal verbockt hat, sich rechtzeitig um einen Reifenwechsel vor dem ersten Schnee zu kümmern - nach: "Geht das gar nichts früher?" Die Antwort ist mit ein bisserl Sarkasmus versetzt: "Nö, aber später ging's!"
Wo bitte ist der Klimawandel? Wo findet die weltweite Temperaturerhöhung statt, die dem weißen Winter den Garaus macht? Hierzulande jedenfalls nicht.
Also was tun? Warten bis zum nächsten freien Termin und bis dahin Petrus anflehen, dass es nur nicht bis dahin schneien soll? Seit 2010 muss man mit Winterreifen fahren, wenn Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ist. Schafft Petrus das? Wenn nicht, gibt es, wenn man schlitternd oder schleichend als Verkehrshindernis erwischt wird, Bußgelder und Punkte in Flensburg. Und wenn es scheppert, wird der Versicherungsschutz zumindest teilweise aufs Spiel gesetzt.
Bleibt nur eines: selber Hand anlegen. Vier mal Wagenheber ansetzen, das Auto hochkurbeln, die fünf Muttern an jedem Rad mit Schweiß im Gesicht aufdrehen, Sommerreifen runter (die werden bei jedem Rad immer schwerer), Winterreifen aufschieben (von denen der vierte erstaunlicherweise auch immer der schwerste ist), Radmuttern anziehen. Fertig. Verbunden mit dem Schwur: Nächstes Jahr wird rechtzeitig zum Reifenwechsel gefahren!