Mitten im Sommer:Zu heiß, zu kalt, zu nass, zu laut

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Es ist eine journalistische Pflicht, diese Wonnewochen in dichten Schilderungen bildhaft zu beschreiben - wenn nicht dauernd etwas, nun ja, dazwischenkäme

Von Wolfgang Schäl

In diesen heißen Augusttagen erwartet unser Leser mit großer Ungeduld und natürlich völlig zu Recht eine atmosphärisch dichte Schilderung des hochsommerlichen Ferienbetriebs, so ein hübsches, buntes Strandgemälde mit Schnorchelbrille und Badeschlappen, mit Eistüte, Pommes und Sonnenölgeruch. Der journalistischen Pflicht, diese Wonnewochen bildhaft zu vermitteln, wollen wir uns an dieser Stelle gewiss nicht entziehen, Ehrenwort, es ist ja jetzt der Höhepunkt des Jahres, den wir uns durch viel winterliches Schmuddelwetter verdient haben. Aus aktueller Sicht aber ergeben sich konkrete Gründe, uns irgendwie aus dieser Aufgabe, nun ja, rausmogeln zu wollen.

Natürlich ziehen wir gern und jederzeit los, um unsere Impressionen von der Tölzer Eichmühle oder vom Ickinger Isarstauwehr aufzuschreiben, aber sobald wir uns bei dreiunddreißig Grad im Schatten auf dem Handtuch niedergelassen haben, schwindet völlig überraschend die Lust an der Kolumne. Deshalb erst mal rein in die kühlen Fluten, die im Falle Eichmühle übrigens geradezu bestürzend erfrischend sind, und dann weiterschauen. Mit nassen Händen lässt sich danach nichts aufnotieren, man tropft ja den ganzen Schreibblock voll.

Doch nicht lang, da wird das sanfte Dösen mitten im sommerlichen Getümmel unterbrochen von einem leisen, drohenden Donnerrollen, denn ganz unbemerkt hat sich während der kleinen Siesta der Himmel zugezogen, und im Laufschritt erreichen wir gerade noch ein trockenes Plätzchen, bevor ein Wolkenbruch niedergeht. Aber so ist er, dieser launische August mit seinen Hitzegewittern.

Weil uns das alles viel zu unberechenbar ist, verzichten wir bei der Gelegenheit gleich auch noch aufs Bergwandern, was uns offen gestanden nicht schwer fällt, denn die kühlen Gipfel wollen an diesen heißen Tagen ja auch erstmal mühselig erklommen sein. Somit bleibt nur der heimische Balkon, den wir an dieser Stelle preisen als den vor Regen und praller Sonne geschützten, dem eigenen Kühlschrank am nächsten gelegenen, von einer sanften Brise umwehten idealen Ort, an dem der wahre Sommer stattfindet.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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