Mitten im Rathaus:Und jetzt alle an den Händen halten

Der Wolfratshauser darf sich sicher sein, dass seine Stadträte trotz etlicher Sitzungsmarathons nichts beschließen und falls doch, dann gegen seinen Willen. Das soll sich nun ändern

Von Klaus Schieder

Es muss am Sitzungssaal liegen. Irgendetwas lauert dort in Wolfratshausen in der Luft, was seit Jahrzehnten bewirkt, dass sich der Stadtrat partout nicht einig wird. Womöglich ein hinterfotziges Bakterium, das heftig die Streitlust stimuliert, egal wie die Mandatsträger heißen, welche Fraktionen vertreten sind, wer Bürgermeister ist. Ob vor bald 20 Jahren die Loisachhalle, ob jetzt das interkommunale Hallenbad - der Wolfratshauser darf sich sicher sein, dass die Herrschaften trotz etlicher Sitzungsmarathons nichts beschließen und falls doch, dann gegen seinen Willen. Damit soll nun Schluss sein: Der Stadtrat kommt an diesem Samstag zu einer Mediation zusammen, um sich anzunähern und seine Konflikte beizulegen. Das ist kein alberner Witz, weshalb pferdehaftes Gelächter und Schenkelklopfen ob dieser Nachricht völlig unangebracht sind.

Unklar ist, wie genau der künftige Friede in der Gruppentherapie erreicht werden soll. Lesen sie sich Passagen aus dem Buch "Vom Umgang mit Menschen" von Adolph Freiherr Knigge vor? Müssen sie sich Adjektive an den Kopf werfen, die ihnen zu Kollegen der anderen Fakultät gerade einfallen, wie "bescheuert" oder "unfähig"? Fassen sie sich an den Händen und hüpfen eine Polka? Das weiß man leider alles nicht. Wenn die Mediation nichts bringt, sollte wirklich mal die Luft im Sitzungssaal geprüft werden. Vielleicht dergestalt, dass der Tölzer Stadtrat darin ausnahmsweise tagt. In diesem Gremium läuft alles dermaßen harmonisch ab, dass so ein subversiver Zank-Erreger gar nicht schaden könnte.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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