Mitten im Landkreis:Wertstoffinsel der Seligkeit

Das Tölzer Müllkonzept ist puppenleicht

Von Felicitas Amler

Sage noch mal einer, das Tölzer Müllkonzept sei schwierig, zeit- und nervenaufreibend. Nicht die Bohne! Ganz im Gegenteil: Es ist puppenleicht. Wie jüngst beobachtet an einer Wertstoffinsel irgendwo im nördlichen Landkreis. Eine Frau schleppt in zwei großen Tüten ihre zu Hause fein säuberlich nach Kunststoffen einerseits und Metallen andererseits sortierten Wertstoffe herbei. Nun steuert sie auf die idyllisch am Fluss platzierten und in ihrem naturnahen Grün und sonnigen Gelb ungemein stadtbildverschönernden Sortierbehälter zu. Dort will sie trotz der nicht zu leugnenden großen Aufenthaltsqualität des Ensembles nicht lang verweilen, vielmehr nur schnell die einzelnen Fraktionen von "Aluminium" und "Weißblech" über "Becher - Blister" bis zu "Getränkekarton" und "Folien" mit spitzen Fingern auseinanderfieseln und in die ihnen vorbehaltenen Säcke werfen. Doch halt! Da fällt ihr ein orangefarben gekleideter Bauhofmitarbeiter in den Arm: "Geben Sie mal her!", sagt er freundlich. Dann lupft er die Plane seines Mini-Transporters, der offenkundig zur Beseitigung von Straßenmüll dient. Und wirft die beiden Tüten hinein in all die anderen Abfälle. Die Frau ist perplex: "Aber das habe ich doch zu Hause extra sortiert . . ." Der kleine Müllmann schüttelt den Kopf und lächelt wissend: "Sie glauben doch nicht wirklich", hebt er an und deutet auf die grün-gelbe Sortiermenagerie, "dass das alles nicht am Ende wieder auf einem Haufen landet?" Ein oft gehörtes Gerücht aus der Abteilung "Verschwörungstheorie". Wird besonders gern verbreitet in Regionen, die keinen Gelben Sack und keine Gelbe Tonne haben. Weil der Verdruss einfach ein Ventil braucht.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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