Mit der Ordnung ist das ja so eine Sache. In der Arbeit zum Beispiel. Manche sind sogenannte Klarsichthüllen-Typen, die auf ihrem Schreibtisch Ablagekörbchen haben, in denen sie - natürlich feinsäuberlich von Nord nach Süd ausgerichtet - ihre Unterlagen immer griffbereit haben. Der Kollege nebenan hat ein richtiges Durcheinander auf dem Schreibtisch, dafür aber offenbar einen sechsten Sinn dafür, wo das gerade gebrauchte Blatt Papier in dem ganzen Wust und unter dem ganzen Verhau zu finden ist. Auch im Haushalt verschwinden immer wieder Dinge auf rätselhafte Weise, bis sie anderorts unvermutet wieder auftauchen - seien es die Socken in der Waschmaschine, der Schlüsselbund im Blumentopf oder der leider schon etwas vergorene Joghurt auf dem Balkon.
Doch auch größere Sachen scheinen manchmal unauffindbar zu sein, so wie neulich ein ganzer Satz Sommerreifen in einer Autowerkstatt im Landkreis. Der Autobesitzer hatte - gut strukturiert, wie er ist - bereits vor drei Wochen einen Termin für den Reifenwechsel ausgemacht, um sich nicht in lange Warteschlangen einreihen zu müssen. Und er fragte, ob die Sommerreifen denn noch genug Profil hätten. Nun ja, die Frage war von den Werkstattleuten nicht leicht zu beantworten - denn die Reifen, die über den Winter in der Werkstatt eingelagert waren, waren verschwunden. Auf unerklärliche Weise. Erst nach Stunden der Anruf, ja man habe die Reifen gefunden, alles in Ordnung. Na prima. Also nach Ostern pünktlich beim Reifenhändler aufgekreuzt - und mit der Frage: "Haben Sie einen Termin?", begrüßt. Natürlich. Der war zwar nicht eingetragen, aber der Chef erinnerte sich an den Typen mit den Reifen, nach denen man stundenlang gesucht hat. Der Grund: Man habe den Lagerbestand eines anderen Reifenhändlers übernommen, dann habe der Lagerist angefangen, selbständig umzuräumen, ohne alles penibel zu dokumentieren und so weiter. Dennoch, die Reifen tauchten auch diesmal wieder auf, und nach einem kurzen Intermezzo konnte der Start in den Frühling auf vier Sommerreifen beginnen.