Mitten im Grünen:Rabauken im Park

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Mit empörten Elstern legt sich besser keiner an

Von Thomas Daller

Elstern haben einen schlechten Ruf, diebisch nennt man sie, seit der italienische Komponist die Oper "La gazza ladra" geschrieben hat. Darin landet das Dienstmädchen Ninetta im Kerker, weil es einen Silberlöffel gestohlen haben soll. Der wahre Täter: eine diebische Elster, zugleich der deutsche Name des Stücks. Aber diebisch sind diese Vögel gar nicht. Uns haben sie noch keinen Kaffeelöffel vom Balkon gestohlen, obwohl sie täglich Gelegenheit dazu hätten.

Die Vögel sind wohl recht ehrlich, aber eben auch ordentliche Rabauken. Wenn ihnen Amseln oder Katzen in die Quere kommen, kann so eine Elster ganz schön pampig werden. Bei den Amseln ist es offenbar Futterneid, wenn sie ihnen einen fetten Wurm vor dem Schnabel wegschnappen. Andererseits konnten wir schon Elstern beobachten, die auf Katzen losgingen, die eine Amsel belauerten. Aus nächster Distanz ließen sie ein Schimpfkonzert los und versuchten sogar die Mieze zu picken, wenn sie den Kopf abwandte. Ein rauhes "Schak" oder "Krak" sei ihre Stimme, schrieb Alfred Brehm, das oft verbunden werde und dann wie "Schakerak" klinge. Das kommt ganz gut hin. Das ruppige Auftreten macht sich bezahlt, wenn die Jungen flügge werden. Kürzlich hat eines den ersten Ausflug aus dem Nest gemacht und Probleme bekommen, wieder zurück zu fliegen - die Kräfte ließen nach. Die Elternvögel zeterten in heller Aufregung: "Schakerak, Schakerak, Schakerak". Minutenlang war das Kleine in höchster Gefahr, aber keine der zahlreichen Hauskatzen im Park ließ sich blicken. Die wussten offenbar, dass man sich mit empörten Elstern besser nicht anlegt. Schließlich nahm der kleine Vogel alle Kraft zusammen und rettete sich auf den Nestbaum. Elstern sind offenbar nicht nur ehrliche Tiere, sondern auch liebevolle und mutige Eltern.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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