Mitten im Alltag:Von Masken und Menschen

Lesezeit: 1 min

Im Laufe der Pandemie machte sich eine gewisse Nachlässigkeit breit...

Glosse von HEIKE A. BATZER

Am Anfang waren da immer diese Männer, die ihre Masken abgenommen und diese, schwupps, in ihren Hosentaschen haben verschwinden lassen. Igitt, dachte man sich als hygienebewusster Neuling im Umgang mit dem neuen Accessoire. Äußeres und Inneres der Masken sollten sie doch niemals berühren. Auch Politiker wurden vor laufenden Kameras dabei entdeckt, wie sie dem Reflex nachgaben, die Mund-Nasen-Bedeckung über einen Zwischenaufenthalt im Hosensack jederzeit griffbereit zu halten.

Es war noch die Zeit der Alltagsmasken. Die steckte man auch deshalb wieder ein, weil sie wiederverwendbar waren und später in der Waschmaschine keimfrei gemacht werden konnten.

Mit dem Siegeszug der FFP-2-Masken begannen die Dinge komplizierter und die eigenen Ansprüche geringer zu werden. Im Laufe der Pandemie machte sich Nachlässigkeit breit, was mit einem allgemeinen Verfall des Hygienestandards einherging. Und so landen die Masken, die man nicht nach dem erstmaligen Gebrauch entsorgen wollte, nunmehr routinemäßig in Mantel- und Aktentaschen oder verbringen ihre Zeit wartend auf den nächsten Einsatz auf Beifahrersitzen, Schuhablagen oder wo auch immer sie sonst nicht hingehören.

Die Forscher der FH Münster, die Anfang des Jahres die "Möglichkeiten und Grenzen der eigenverantwortlichen Wiederverwendung von FFP-2-Masken für den Privatgebrauch" ausloteten, haben unter anderem das Desinfizieren der Masken bei Raumluft untersucht - und für tauglich befunden: Alle Mund-Nasen-Bedeckungen werden dabei fein säuberlich - jede an einen eigenen Haken - zum Lüften aufgehängt, sieben Tage lang. Dann ist die Montagsmaske wieder einsatzbereit, danach die für den Dienstag und so weiter. In einem vierköpfigen Haushalt hängen dann, den Regeln der Addition folgend, stets 28 gebrauchte Masken rum - möglichst auf Abstand. Denn was für die Menschen in Pandemiezeiten gilt, gilt auch für die Masken: sich bloß nicht zu nahe kommen.

© SZ vom 27.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: